Das zeige nicht zuletzt ein Blick auf die Entwicklung der Realeinkommen. Diese seien – trotz Krise – in Summe um ein Prozent gestiegen. Höhere Einkommen hätten besonders stark profitiert. "Dadurch wurde die Inflation zusätzlich befeuert und Anreize, den Energieverbrauch zu senken, wurden teilweise konterkariert", befinden die Autoren.
In der Analyse wurden sämtliche auf Bundesebene beschlossene Anti-Teuerungsmaßnahmen für Haushalte berücksichtigt: von Einmalzahlungen wie dem Klimabonus, über die Strompreisbremse, bis zur Abschaffung der kalten Progression. Das Gesamtbild zeigt: Bleiben die Maßnahmen auf dem aktuellen Level, steigen deren Kosten bis 2026 auf zwölf Milliarden Euro.
Zwei Szenarien
Darauf aufbauend haben die Autoren zwei Szenarien für die nähere Zukunft entwickelt: eines im Fall von niedrigeren Strom- und Gaspreisen, eines im Fall von höheren.
Im Niedrigpreisszenario sinken sämtliche Einkommen im kommendem Jahr aufgrund weiter steigender Energiepreise im Vergleich zu 2022. Heißt: Die aktuellen Maßnahmen können die Energiepreise nicht mehr voll ausgleichen, die Einkommen sinken um vier Prozent.
Für 2022 liest sich das noch gut: Während durch den "starken Geldmitteleinsatz" die Einkommen steigen und der private Konsum um 5,1 Prozent zulegt, investieren auch die Unternehmen noch kräftig. Aber: "Die Anti-Teuerungsmaßnahmen erhöhen also im heurigen Jahr die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stark und erzeugen somit weiteren Inflationsdruck", so die Autoren. Der Energieverbrauch nehme im kommenden Jahr in diesem Szenario wieder zu, sei aber immer noch vor dem Vorkrisenniveau.
Im Hochpreisszenario würden die Haushaltseinkommen 2023 deutlicher sinken, als im Niedrigpreisszenario – um minus acht Prozent. Vor allem in den untersten Einkommensstufen wären die negativen Effekte "besonders stark", heißt es. Dadurch würde der Konsum wesentlich stärker zurückgehen und es komme "im Hochpreisszenario im kommenden Jahr zu einer stärkeren Rezession". Dementsprechend würde auch der Energieverbrauch vergleichsweise stärker sinken.
Was lernen wir daraus?
Laut den Autoren wäre es in Summe treffsicherer gewesen, "bei den Hilfsinstrumenten stärker auf die tatsächliche Betroffenheit abzustellen. Haushalte sind, je nach Heizsystem, Wohnsituation und Einkommen extrem unterschiedlich von der Teuerung betroffen. Das wurde von der Regierung weitgehend ignoriert". Es sei daher wichtig, dass die Regierung stärker auf sachliche Kritik von Fachleuten eingehe, statt Hilfsgelder via "Gießkanne" zu verteilen.
Vor allem 2023 – Österreichs Wirtschaft gerät laut Prognosen in eine leichte Rezession – sei daher ein "gezielterer Mitteleinsatz" geboten, "um die Inflation nicht noch weiter von staatlicher Seite anzuheizen". Die Autoren empfehlen, Hilfen stärker auf armutsgefährdete oder armutsbetroffene Haushalte zu fokussieren und gleichzeitig für jene, die es sich leisten können, den Preisdruck wirken zu lassen. "Zu befürchten ist allerdings, dass die Regierung nichts aus den bisherigen Fehlern lernt und weiter Helikopter-Geld verteilt. Im Budget sind Überschreitungsermächtigungen von 6,5 Milliarden Euro für den Energiebereich vorgesehen."
Letztlich folgt ein Appell, bei weiteren Anti-Teuerungsmaßnahmen stärkeren Konsens auf EU-Ebene zu suchen und den Ausbau von erneuerbaren Energien zu forcieren.
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