Weit entfernt ist man auch von der Influenza-Impfrate von 75 Prozent bei den Über-60-Jährigen, die von der EU angepeilt wird.
Oft scheitert es aber nicht am mangelnden Impfwillen, sondern am Geld. Für Menschen über 50 ist etwa die Impfung gegen die überaus schmerzhafte Gürtelrose empfohlen. Bezahlen müssen die mehr als 500 Euro die Patienten aber selbst.
90 Millionen Euro fürs Impfen
Es gibt also gleich mehrere Ansatzpunkte für das in der jüngsten Gesundheitsreform vorgesehene Impfprogramm, mit dem 90 Millionen Euro in diesen Vorsorgebereich investiert werden sollen. Für welche Maßnahmen genau, steht allerdings noch nicht fest.
Jetzt meldet sich die Ärztekammer mit ihren Forderungen zu einer Verbesserung des Impfstatuts der Österreicher zu Wort. „Leider sind wir gerade bei den Masernimpfungen weit abgeschlagen, ebenso sollten Fälle von Keuchhusten, wie wir sie zuletzt gerade bei Säuglingen und Kleinkindern erlebt haben, nicht so gehäuft auftreten“, sagt Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferats.
Sein Lösungsvorschlag: „Wir Ärzte benötigen auch die Zeit für ausführliche Aufklärungsgespräche, das sollte auch entsprechend von den Kassen honoriert werden.“
Defizite ortet er auch bei den Impfungen für Erwachsene. „Sie werden im Impfprogramm zu wenig berücksichtigt“, sagt der Experte. Grundsätzlich müsse jede Impfung, die im österreichischen empfohlen werde, kostenfrei zugänglich sein. Als Beispiel nennt Schmitzberger die Auffrischungsimpfungen der Vierfachimpfung Diphterie-Tetanus-Pertussis-Polio sowie die Pneumokokken. In einem weiteren Schritt sollten auch jene gegen RSV und Gürtelrose gratis verfügbar werden.
Ärztekammer wehrt sich gegen Impfen in Apotheken
Eine Maßnahme ist laut Ärztekammer aber keineswegs geeignet, um die Impflücken zu schließen: Das Impfen in den Apotheken. Seit Monaten wehrt sich die Standesvertretung gegen dieses Vorhaben des Gesundheitsministeriums.
Dort argumentiert man mit dem dadurch ermöglichten niederschwelligen Zugang zu Impfungen, die Kammer argumentiert gegen die mögliche Konkurrenz mit Sicherheitsbedenken: „Impfen ist ein komplexer Vorgang“, sagt Naghme Kamaleyan-Schmied, Obfrau der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte. „Von der Feststellung der Impftauglichkeit über das Aufklärungsgespräch und das gekonnte Applizieren der Spritze bis hin zur Nachbeobachtung der geimpften Person samt Ergreifen möglicher notfallmedizinischer Maßnahmen im Falle von Nebenwirkungen.“ Deshalb sei es in den Ordinationen am besten aufgehoben.
Stattdessen kann sich die Funktionärin diverse Goodies vorstellen, um die Motivation zum Impfen zu erhöhen. Etwa Fitness-Gutscheine oder 100 Euro. Weiters soll der elektronische Impfpass den Inhaber automatisch an fällige Impfungen erinnern und der Impfpass bei Vorsorgeuntersuchungen kontrolliert werden.
Impfprogramm wird vor dem Sommer fixiert
Wie das von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) angekündigte Impfprogramm aussehen soll, steht derzeit noch nicht fest. "Gemeinsam mit den Zielsteuerungspartnern wird aktuell ausgearbeitet, welche weiteren Impfungen neben der Ausweitung der kostenlosen HPV-Impfung bis 30 Jahre künftig kostenlos zur Verfügung stehen werden", sagt eine Sprecherin zum KURIER.
Eine endgültige Entscheidung für die kommende Impfsaison soll noch im ersten Halbjahr 2024 erfolgen. Dabei soll auch das Angebot für Erwachsene nach den Prioritäten des österreichischen Impfplans schrittweise erweitert werden.
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