Apothekerkammer holt sich Unterstützung für Impf-Forderung

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ÖGK, Seniorenrat und Patientenanwaltschaft mit an Bord. Impfungen könnten auf diese Weise niederschwellig angeboten werden - Ärztekammer dagegen.

Die Apothekerkammer hat sich für die Forderung, in ihrem Bereich auch Impfungen anbieten zu können, Unterstützung geholt. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz machten am Dienstag Vertreter der ÖGK, des Seniorenrats und der Patientenanwaltschaft Druck für die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), der krankheitsbedingt bei der PK fehlte, hatte bereits zuvor seine Unterstützung signalisiert. Widerstand kam von der Ärztekammer.

Das Hauptargument von Apothekerkammerpräsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr ist, dass damit die Durchimpfungsrate erhöht werden könne. Dies zeige sich im internationalen Vergleich, überall dort, wo schon in Apotheken geimpft werde. "Das ist eine internationale Erfolgsgeschichte", so Mursch-Edlmayr. Zudem habe sich gezeigt, dass durch das Impfen in Apotheken auch die Impffreudigkeit in den Arztpraxen steige. "Das geht Hand in Hand." Über 2.000 Apotheker hätten eine Ausbildung nach internationalem Vorbild mit einem theoretischen und einem praktischen Teil absolviert.

Die Ausbildung sei auch bei den Mitgliedern des österreichischen Impfgremiums anerkannt. Mursch-Edlmayr appellierte an die Verantwortlichen, die nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Das Thema liege nun schon lange auf parlamentarischer Ebene "in der Pipeline", sei aber immer wieder im Gesundheitsausschuss vertagt worden.

Unterstützung für das Bestreben kam etwa vom Vize-Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss. Man müsse sich dem Thema stellen, denn es sei "nur eine Frage der Zeit, wie lange der Widerstand noch halten kann", so Huss: "Es ist überall auf der Welt möglich, warum soll es das in Österreich nicht sein?" Dass sich hierzulande so wenige impfen lassen, habe auch mit der Niederschwelligkeit zu tun. Zudem sei der Preis ein wichtiges Thema, betonte er und meinte in Richtung des Gesundheitsministers, dass die im Rahmen der Gesundheitsreform versprochenen 90 Mio. Euro pro Jahr "frisches Geld" sein müssen, um das Impfprogramm auszuweiten. Wenn stattdessen nun die Covidimpfung eingerechnet werde, sei kein Budget dafür vorhanden. Diesbezüglich sei man sich aber mit den Ländern einig, sagte Huss.

Von der Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der PatientInnen- und Pflegeanwaltschaften, Michaela Wlattnig, kam ebenfalls Zuspruch. Man habe sich bei einer Tagung dem Thema gewidmet und unterstützte die Initiative der Apothekenkammer. Zudem habe man erlebt, dass es in Arztpraxen zur Limitierung des niederschwelligen Zugangs gekommen ist. Es gab Fälle, die keinen Hausarzt mehr gefunden hätten. Auch habe es Probleme mit der Vergabe von Terminen gegeben, bzw. musste darauf lange gewartet werden.

Auch die Vertreter des Seniorenrates, Ingrid Korosec (Seniorenbund) und Peter Kostelka (Pensionistenverband), stießen in ein ähnliches Horn. Die ältere Generation habe ein "tiefes Vertrauensverhältnis" zu den Apotheken, sagte Kostelka: "Es bietet sich an, nicht nur beim Arzt, wo die Wartezimmer überfüllt sind, sondern auch in den Apotheken die Impfung anzubieten." Zudem verwies er auf den Beschluss des Seniorenrates, dass alle vom Impfgremium empfohlenen Impfungen auch kostenlos sein müssen. "Nicht-Impfen erspart keine Kosten, sondern ruft zusätzliche hervor", so Kostelka. Für Korosec sind drei Dinge in diesem Zusammenhang wichtig: "Freiwillig, gratis und niederschwellig." Und bei letzterem könnten die Apotheken eine wichtige Rolle einnehmen. Gerade am Land sei es oft einfacher, um die Ecke in die Apotheke impfen zu gehen - "der Arzt ist oft weiter weg".

Wenig Freude mit den Vorschlag der Apothekerkammer hat naturgemäß die Standesvertretung der Ärzte. Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, verwies in einer Aussendung am Dienstag auf Umfrageergebnisse, wonach die Mehrheit der Bevölkerung "befürwortet, dass Impfungen ausschließlich von vollumfänglich ausgebildetem medizinischem Personal, insbesondere von Ärztinnen und Ärzten, durchgeführt werden." Impfen sei mehr als nur ein Stich, gab Steinhart zu bedenken: "Warum sollte man sich also mit weniger als dem Goldstandard, also dem Impfen bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten zufriedengeben?" Vielmehr sollten daher die Rahmenbedingungen für Impfungen in den Ordinationen verbessert werden. Etwa sollte die Lagerung der Impfstoffe in den Praxen ermöglicht werden, argumentierte Rudolf Schmitzberger, Leiter des ÖÄK-Impfreferates: "Dann können wir als One-Stop-Shop niederschwellig und serviceorientiert rasch dafür sorgen, Durchimpfungsquoten zu erhöhen."

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