„Mit großer Freude gibt Wiens Vizebürgermeister Mag. Johann Gudenus seine Hochzeit bekannt. Gestern hat Gudenus im engsten Freundes- und Bekanntenkreis seiner langjährigen Lebensgefährtin Tajana in der Republika Srpska/Bosnien-Herzegowina das Jawort gegeben. Unter den Gästen war auch der Präsident der Republika Srpska Milorad Dodik““, hieß es am 6. Mai 2017 in einer Aussendung der FPÖ Wien.
Wenige Tage vor der Hochzeit, am 25. April 2017, soll die vermeintlich reiche Russin Aljona Makarowa, der Ibiza-Lockvogel, den weitläufigen Grundbesitz der Familie Gudenus im Waldviertel besichtigt haben. Sie gab vor, an der Immobilie samt Jagd interessiert zu sein. Der spätere Ibiza-Lockvogel wollte angeblich das Fünffache des Marktwertes zahlen. Sieben Millionen Euro soll sie dafür beim involvierten Wiener Anwalt M. hinterlegt haben. In seiner Klage gegen den Anwalt M. behauptet Gudenus sogar, dass der geplante Immobiliendeal zwischen acht und 15 Millionen Euro einbringen hätte sollen.
Der geplante Deal war die Legende, die man Gudenus auftischte, um das skandalträchtige Treffen auf Ibiza inszenieren zu können.
„Reiche Russin“
Doch rund um den Hochzeitstermin soll Gudenus einem Freund und Unternehmer (Name der Redaktion bekannt) von der vermeintlich reichen Russin – angeblich eine Verwandte des Oligarchen Igor Makarow – erzählt haben.
Auch ein Handy-Foto des späteren Ibiza-Lockvogels soll Gudenus dem Unternehmer gezeigt haben. Der Insider sagte am Dienstag auf Anfrage des KURIER, dass er die Frau auf dem Foto nicht kannte und Gudenus warnte.
Konkret will er dem Ex-Politiker versichert haben, dass Makarow gar keine Nichte haben könne. Der Oligarch habe keine Geschwister, will er Gudenus erzählt haben, weil die Mutter Makarows verstorben ist, als der Sohn etwa vier Jahre alt war. Und der Vater soll schon vor dessen Geburt verschwunden sein.
Anwalt bestätigt Gespräche
Zugleich behauptet der Insider mit guten Kontakten zur (ehemaligen) FPÖ-Führung, dass er seine Wahrnehmung mittlerweile auch den Behörden im Zuge einer Einvernahme zu Protokoll gegeben habe. Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigt dem KURIER, dass der Insider als Zeuge zur Person der„Oligarchen-Nichte“ bereits einvernommen worden ist.
Später soll Gudenus ihm gegenüber angegeben haben, „die Warnung nicht als solche verstanden zu haben“. Als vermeintliche Oligarchen-Nichte Aljona Makarowa spielte die Frau am 24. und 25. Juli 2017 die Hauptrolle im Ibiza-Video.
Gudenus-Anwalt Heinz-Dietmar Schimanko bestätigt im Gespräch mit dem KURIER, dass sein Mandant mit dem Insider über die vermeintliche Oligarchen-Nichte gesprochen habe.
Gudenus hat Unternehmer angesprochen
„Herr Gudenus hat den Unternehmer selbst angesprochen und ihm gesagt, dass er jetzt mit Aljona Makarowa zu tun habe. Dabei hat er ihn beiläufig gefragt, ob er sie kennt“, sagt Anwalt Schimanko zum KURIER.
Doch: „Mein Mandant hat aber nichts von der Intensität einer Warnung vor dieser Person wahrgenommen, sonst hätte er sich anders verhalten“, sagt der Gudenus-Anwalt. Der Ex-FPÖ-Politiker bleibt indes bei seiner bisherigen Version: Er habe Anwalt M. vertraut und sich auf dessen Angaben verlassen. M. soll ihm eine Kopie des angeblichen lettischen Reisepasses der „Russin“ vorgelegt haben.
Die Ermittlungsbehörden haben an Anwalt M. auch großes Interesse. Gestern fand bei ihm eine Hausdurchsuchung statt.
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