Hofburg-Kandidat Gerald Grosz und sein streitbarer Geschäftspartner

Hofburg-Kandidat Gerald Grosz und sein streitbarer Geschäftspartner
Gegen Domain-Händler Walter Temmer aus Leibnitz gibt es Hunderte Beschwerden beim Konsumentenschutz.

Auch wenn seine Chancen eher gering sind: Sollte Hofburg-Kandidat und Ex-BZÖ-Politiker Gerald Grosz Österreichs neuer Bundespräsident werden, möchte er „für Sauberkeit“, für „Moral und Anstand“ sorgen. Zumindest Grosz’ moralische Erhabenheit dürften Kritiker infrage stellen. Etwa dann, wenn er sich als rechter Hardliner mit deftiger Wortwahl im Privatfernsehen oder auf Social Media geriert – gegen „Klimasektierer“ oder die „virologische Missgeburt“ namens Impfpflicht poltert.

Bei allen politischen Ambitionen: Grosz ist vor allem Geschäftsmann. Seine Auftritte haben ihm eine höhere Social-Media-Reichweite als FPÖ-Chef Herbert Kickl beschert. Der 45-jährige Grazer bietet mittels der „geraldgrosz.com“ GmbH Rhetorikkurse an. Dieses Unternehmen führt Grosz mit dem Leibnitzer Millionär Walter Temmer. Beide sind zu 50 Prozent beteiligt.

Handel mit Internet-Adressen

Geschäftspartner Temmer ist kraft einer anderen Unternehmung („waltertemmer.com“ GmbH) vor allem dem Konsumentenschutz ein Begriff. Bisher gab es Hunderte Kosumenten-Beschwerden gegen Onlinekurse von Temmer – beim Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ) im Verein für Konsumentenschutz (VKI) und der Arbeiterkammer Steiermark (AK). Die Kunden bezahlten bis zu 3.900 Euro, um zu lernen, wie man gewinnbringend mit Domains, also Internet-Adressen, handeln kann.

Was wird Temmer vorgeworfen? Laut EVZ sind Kunden unter anderem von Verkäufern unter Druck gesetzt und über mögliche Einnahmen in die Irre geführt worden. Die AK kritisiert, dass die Kurskosten mehr als doppelt so hoch gewesen seien wie die Leistung. Gegen Temmer seien erste Klagen eingebracht worden.

Temmer weist die Vorwürfe auf KURIER-Nachfrage zurück. „Es gibt nachweislich hunderte (!) Teilnehmer, die durch die Fähigkeiten, die sie in der Domainausbildung erlernt haben, in kurzer Zeit eine oder mehrere Domains verkaufen konnten.“ Einige hätten fünfstellige Beträge verdient. Ja, es gebe auch Teilnehmer, die keine Domain verkaufen konnten, sagt Temmer: „Meistens verhält es sich aber bei diesen Teilnehmern so, dass sie sich nur ein paar Mal im ersten Jahr – meist weniger als einmal im Monat – in den Onlinekurs der Domainausbildung eingeloggt haben.“ Eine Erfolgsgarantie habe er nie versprochen – „und meine Mitarbeiter durften das ebenso nicht“. Die Kurse seien aus Zeitgründen eingestellt worden.

Arbeitsteilung

Und die Zusammenarbeit mit Grosz? Temmer spricht von einer Aufgabenteilung. Grosz führe Trainings und Kurse durch, Temmer kümmere sich um „viele andere Dinge“, wie die Infrastruktur oder die Vermarktung. Apropos Vermarktung: Über seine Website vertreibt Grosz auch Fanartikel, die seinen Wahlkampf mitfinanzieren sollen. Unterstützer können etwa „Make Austria Grosz Again“-Kappen – in Reminiszenz an Ex-US-Präsident Donald Trump – erwerben.

Wie bewertet Grosz sein Verhältnis zu Temmer? Er kommentiere dessen Unternehmensgebarung nicht und sehe auch moralisch kein Problem in der rein geschäftlichen Verbindung, sagt Grosz zum KURIER: „Gegen meine Unternehmen gibt es jedenfalls keinerlei Beschwerden.“ Der VKI bestätigt das auf Nachfrage.

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