Lebe ich in einer Hochwasserzone?
Es gibt mehrere interaktive Karten, die Gefahrenzonen ausweisen. Allen voran ist das auf hora.gv.at zu sehen (HORA steht für Naturgefahrenüberblick und Risikobewertung); oder aber auf waldatlas.at. Oder auf den Karten der Bundesländer, in deren Verantwortung der Hochwasserschutz steht, etwa atlas.noe.gv.at oder www.hochwasser.steiermark.at.
Diese Karten sind allerdings recht kompliziert in der Anwendung.
Was sind rote und gelbe Zonen?
In den entsprechenden Verordnungen heißt es dazu: „Die Rote Gefahrenzone umfasst jene Flächen, die durch Wildbäche oder Lawinen derart gefährdet sind, dass ihre ständige Benützung für Siedlungs- und Verkehrszwecke wegen der voraussichtlichen Schadenswirkungen des Bemessungsereignisses oder der Häufigkeit der Gefährdung nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich ist.“
Und: „Die Gelbe Gefahrenzone umfasst alle übrigen durch Wildbäche oder Lawinen gefährdeten Flächen, deren ständige Benützung für Siedlungs- oder Verkehrszwecke infolge dieser Gefährdung beeinträchtigt ist.“ Darüber hinaus werden in den Gefahrenzonenplänen noch blaue Vorbehaltsbereiche (Freihaltung für Schutzmaßnahmen) und braune (andere Gefahren, z.B. Steinschlag oder Rutschung) bzw. violette (z. B. notwendige Überflutungsräume) Hinweisbereiche ausgewiesen.
Warum stehen so viele Gebäude in Risikozonen?
In einer roten Zone darf eigentlich kein Gebäude gebaut werden. Weil das manche Gemeinden in der Vergangenheit nicht so streng genommen haben, stehen nach wie vor (zu) viele Gebäude in gefährdeten Zonen. Das hat sich seit dem Hochwasser 2002 gebessert, weil einige Bürgermeister Klagen von Betroffenen ausfechten mussten und heute wohl kein Bürgermeister mehr so ein Risiko eingehen will.
Verändertes Klima: Stimmen solche Zonierungen noch?
Beim vergangenen Hochwasser wurden bei gleich 150 der 280 Wetterstationen von Geosphere Austria mehr als 100 Millimeter Regen (= 100 Liter pro m2) gemessen, bei zwölf Stationen waren es zwischen 300 und 400 Millimeter – also ungefähr zwei bis fünf Mal so viel Niederschlag wie in einem durchschnittlichen gesamten September.
Das hat nicht nur mit viel mehr Feuchtigkeit und damit Regenmengen in der Atmosphäre zu tun, sondern auch mit dem neuen Phänomen, dass Wolkensysteme plötzlich „stehen bleiben“ und alles an einem Ort abregnen. Das heißt auch: Kommen solche gigantischen Regenmengen plötzlich vom Himmel, gibt es kaum Möglichkeiten für absoluten Schutz.
Hochwasser und Co.: Kann man sich versichern?
Das hängt erstens von der Lage des Gebäudes ab. Schon jetzt gibt es Zonen, wo man keine (bezahlbare) Versicherung finden wird. Nicht zählen sollte man auf Gelder aus dem Katastrophenfonds, denn der deckt nur einen Teil der Schäden ab (zwischen 20 und 100 Prozent), man hat keinen Rechtsanspruch und ist vom Gutdünken seiner Landesregierung abhängig.
Der Versicherungsverband Österreich (VVÖ) weist schon länger auf die Dringlichkeit einer Versicherungslösung für Naturgefahren hin. Dafür bedürfe es aber „dringend politischer Schritte, um die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen“. Vorgeschlagen wird, die Naturkatastrophenrisiken untrennbar mit der Feuerversicherung zu koppeln, auf „freiwilliger Basis“. Denn durch die „Erweiterung der Solidargemeinschaft wäre es der Versicherungswirtschaft möglich, die nötigen höheren Deckungen anzubieten, bei gleichzeitig sozial verträglichen Prämien“, sagt VVÖ-Chef Rémi Vrignaud.
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