Herbert Kickl: Der blaue Blitzableiter

Herbert Kickl: Der blaue Blitzableiter
Herbert Kickl hat die Freiheitlichen im Juni 2021 übernommen und auf einen Erfolgsweg geführt. Die Zugewinne sind den blauen Kernthemen und ihm geschuldet.

Als Marlene Svazek am Sonntag mit ihrer Landes-FPÖ den Wahlerfolg feierte, war einer nicht dabei: Bundesparteiobmann Herbert Kickl. Dabei hatte er im Wahlkampf in Salzburg mehr Auftritte hingelegt als alle anderen Bundesobleute zusammen.

Übel genommen hat ihm das in Salzburg niemand. Auch in Klagenfurt war er wenige Wochen davor der Wahlparty ferngeblieben. In der FPÖ ist man es mittlerweile gewohnt, dass sich Kickl genau aussucht, wo er auftritt und wo nicht. Die Funktionäre wissen, dass er ihnen Erfolge beschert hat, die abgesehen von den Zugewinnen in Tirol, Niederösterreich, Kärnten und Salzburg darin gipfeln, dass die Blauen seit Monaten in den bundesweiten Umfragen auf dem ersten Platz sind.

Sein Generalsekretär Michael Schnedlitz benennt den Schlüssel zum Erfolg: "Die Partei war noch nie so geschlossen wie jetzt unter Herbert Kickl. Unser inhaltlicher Weg war auch noch nie so schnurgerade wie jetzt." Besonders deutlich zeigte sich das, als im Sommer die Affäre um den Ex-Abgeordneten Hans-Jörg Jenewein aufgebrochen war. Da rumorte es wegen einer anonymen Anzeige vor allem in der Wiener FPÖ. Öffentlich wagte niemand, Kritik zu üben. Wenige Wochen später war das Thema abgehakt.

Im Juni 2021 war die Stimmung eine andere. Da mussten Teile der Partei den plötzlichen Rückzug von Obmann Norbert Hofer verdauen, der vor allem Kickl angelastet worden war. Kickl blieb damals in Wiener Neustadt mit 88,24 Prozent der Delegiertenstimmen hinter den Erwartungen. Aber er präsentierte vor den Delegierten seine Aussöhnung mit Hofer. Ein Jahr später erhielt Kickl beim Bundesparteitag in St. Pölten bereits 91 Prozent.

Auf Regierungskurs

Bei seinem Start war Kickl teilweise falsch eingeschätzt worden. Der blaue Vordenker Andreas Mölzer schrieb damals: "Freund und Feind der FPÖ wissen, dass Kickl für den Oppositionskurs, den die Freiheitlichen zumindest mittelfristig einschlagen müssen, der beste Mann ist." In der Zwischenzeit gibt man sich bei den Blauen mit einem Oppositionskurs nicht mehr zufrieden. Man möchte nach der nächsten Nationalratswahl einen Kanzler Kickl, wie bei fast jeder Parteiveranstaltung lautstark angekündigt wird.

In den Umfragen hat man das Ziel schon erreicht, in der Realität muss er darauf hoffen, einen Koalitionspartner finden zu können. Bis auf die ÖVP kann sich keine Partei vorstellen, mit ihm zusammenzuarbeiten. Zu verletzend ist oft seine Wortwahl, zu extrem sind seine Positionen. "Bei uns werden keine halben Sachen mehr gemacht", so beschreibt ein hoher FPÖ-Funktionär die Strategie. Gleichgültig ob es sich bei den Themen um Corona, die Zukunft des Autos, die Russland-Sanktionen oder das Thema Asyl geht. Oder um "die da oben", die sich mit dem einfachen Volk nicht mehr beschäftigen würden. Selbst seine innerparteilichen Gegner gestehen ihm zu, dass er auf die richtigen Themen setzt und als Blitzableiter für all jene dient, die mit der Politik von ÖVP, SPÖ oder den Grünen nicht zufrieden sind.

Die Erfolge bei den Landtagswahlen haben in erster Linie die Landesparteivorsitzenden geerntet. Bei der kommenden Nationalratswahl steht Herbert Kickl dann selbst in der Auslage. Und muss beweisen, dass die Proteststimmen aus den Bundesländern auch ihm gegolten haben.

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