Die wenigen Umfragen, die es zur Landtagswahl in Salzburg am 23. April gibt, lassen noch sehr viel Platz für verschiedenste Interpretationen. Was man aber schon jetzt mit Sicherheit sagen kann: Salzburg wird das nächste Bundesland sein, wo die FPÖ stark zulegt und den zweiten Platz erobert.
Anfang März hatte Meinungsforscher Peter Hajek das Salzburger Wahlverhalten abgefragt. Demnach würde die ÖVP nur auf 33 Prozent absacken (Wahl 2018: 37,8 Prozent).
Im Vergleich zu den Ergebnissen seiner Amtskollegen in Niederösterreich und Kärnten, die jeweils einen Verlust von rund 10 Prozent hinnehmen mussten, wäre das für Haslauer verschmerzbar.
Wenige Wochen später ist dann von der – allerdings sehr umstrittenen – Lazarsfeld Stiftung eine Umfrage erschienen. Demnach würde die Landeshauptmannpartei unter 30 Prozent rutschen. In der ÖVP geht man dennoch davon aus, dass Wilfried Haslauer Landeshauptmann bleiben wird.
Mit wem er dann aber regieren kann, ist eher ungewiss. 2018 hatte er sich für die sogenannte Dirndl-Koalition entschieden: ÖVP, Grüne, Neos. Die wird sich nach dem 23. April schwer ausgehen, wenn man nach den Umfragen geht.
Die Grünen dürften bei 9 Prozent stagnieren, die Neos müssen froh sein, wenn sie ihre 7 Prozent halten können. Noch dazu soll ihr Aushängeschild Sepp Schellhorn seine Sympathien für Landeshauptmann Haslauer deponiert haben. Dass das auch gleich eine Wahlunterstützung ist, hat er dementiert.
Schwarz-Rot entwickelt sich zu einer wackeligen Option. Vor allem, weil SPÖ-Spitzenkandidat David Egger der Konflikt in der Bundes-SPÖ voll auf den Kopf fallen dürfte. Dabei war noch vor wenigen Wochen in Wien versichert worden, dass man im internen Konflikt um die Führung der Bundespartei den Ball bis nach der Salzburg-Wahl flach halten will.
Das war aber mit dem Auftritt von Parteichefin Pamela Rendi-Wagner in der „ZIB2 “ und ihrer Frontalattacke gegen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil am Tag nach der Kärnten-Wahl sowie der Sondersitzung des Parteipräsidiums nicht mehr möglich.
In der Hajek-Umfrage liegt SPÖ-Spitzenkandidat David Egger – er gilt als ein Mann des Doskozil-Lagers – nur noch bei 17 Prozent. Die Wochen davor sollten parteiinterne Erhebungen noch ergeben haben, dass er zulegen wird (Wahl 2018: 20 Prozent). Die Lazarsfeld-Stiftung stuft ihn ungefähr bei diesen 20 Prozent wieder ein.
Option Schwarz-Blau
Bleibt rechnerisch also nur noch eine Möglichkeit einer abgesicherten Zweier-Koalition: Schwarz-Blau. Dass das für Landeshauptmann Wilfried Haslauer nicht die Lieblingsvariante ist, hat er in einem KURIER-Interview angedeutet. Er sprach von „gewissen Grenzlinien“, die hohe FPÖ-Funktionäre zuletzt mit ihren Aussagen überschritten hätten.
Die blaue Spitzenkandidatin Marlene Svazek zählt jedenfalls zu den Zukunftshoffnungen der FPÖ und will das bei der Wahl am 23. April unter Beweis stellen. In der Hajek-Umfrage werden ihr 25 Prozent zugetraut, in der Lazarsfeld-Umfrage sogar 29 (Wahl 2018: 18,8 Prozent).
Sollte es tatsächlich auch in Salzburg zu Schwarz-Blau kommen, wäre das nach Ober- und Niederösterreich aktuell das dritte Bundesland, wo die ÖVP mit der FPÖ regiert. Und der Aufschrei – vor allem in der Künstlerwelt – wohl noch größer als in NÖ, wo die Proteste noch immer nicht verstummen wollen.
Und es wäre der nächste Vorbote für eine derartige Koalition auf Bundesebene.
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