Unterdessen scheint sich ein Trend bei der innerparteilichen Stimmung zu verfestigen: Es scheint nicht auf einen Zweikampf der amtierenden Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner gegen ihren Herausforderer Hans Peter Doskozil hinaus zulaufen, sondern auf eine Entscheidung zwischen dem Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler und Doskozil. Der KURIER berichtete darüber auf Basis einer Insiderinformation bereits vor einigen Tagen.
NÖ-Insider: Hälfte Babler, Hälfte Doskozil
Inzwischen gibt es Meldungen aus mehreren Bundesländern, die in diese Richtung weisen. Ein basisnaher SPÖ-Politiker aus Niederösterreich sagt, die Hälfte der Parteimitglieder wähle Babler, die andere Hälfte Doskozil.
Auch in Oberösterreich würden sich die Babler- und die Doskozil-Sympathisanten als stärkste Gruppen heraus kristallisieren.
In Kärnten sind zwar die Doskozil-Gegner eher für Rendi-Wagner als für Babler, aber gegenüber dem KURIER werden massive Zweifel geäußert, ob man mit Rendi-Wagner die Nationalratswahl gewinnen könne. "Man kriegt für sie keine Stimmung mehr zusammen", sagt ein SPÖ-Kampagnenfachmann aus Kärnten.
"Konsequenzen ziehen, wenn es schief geht"
Am Sonntag meldete sich Max Lercher, Abgeordneter aus der Steiermark und ehemaliger Bundesgeschäftsführer, via Facebook zu Wort. Es sei Zeit für Klarheit, sagt er - und übt zunächst Kritik an der "Kultur“, die sich in der Partei entwickelt habe.
"Es gibt Machtblöcke, die sich nicht um die Interessen der Leute kümmern, sondern nur um sich selbst.“ Man müsse die Bewegung nun an jene zurückgeben, für die sie gegründet wurde – "die Alleinerziehende, den Bauhackler" nennt er als Beispiele.
Bei der Führungsfrage gehe es nicht nur um die Sozialdemokratie, sondern um die Republik, sagt Lercher. "Das ist der Grund, warum ich nachgedacht habe", sagt Lercher. "Die erste Frage wird sein: Wer kann Schwarz-Blau verhindern? Wer kann die Mehrheit in diesem Land verschieben? Wer baut eine neue politische Agenda zum Wohle der Vielen?" Für Lercher gebe es "nur einen Namen: Hans Peter Doskozil".
Er persönlich werde alles geben, damit Doskozil neuer Parteichef wird. Und er werde auch die Konsequenzen ziehen, "wenn es schief geht".
Wahlkampf hat begonnen
Im Westen gibt es Rendi-Fans, aber der SPÖ-Chef von Innsbruck beispielsweise, Benjamin Plach, deklariert sich für Babler. Der Salzburger Parteichef David Egger unterstützt Doskozil - wieviel dessen Wort nach der zu erwartenden Wahlschlappe am 23. April noch zählen wird, bleibt jedoch abzuwarten.
Doskozil und Babler befinden sich bereits voll im Wahlkampf. In Interviews am Wochenende stellten sie ihr Programm vor und sprachen über Koalitionsvarianten. Beide präferieren eine Ampelkoalition aus SPÖ, Grünen und Neos, weil sie eine Regierung ohne ÖVP bilden möchten.
Doskozil will mit Testimonials aus der Partei und mit einem breiten Unterstützerteam für sich werben. Nach und nach sollen die Namen in den kommenden Wochen präsentiert werden. Einen prominenten Namen ließ er im Presse-Interview durchblicken: Ex-Kanzler Christian Kern sei "der Beste in Energie- und Wirtschaftsfragen, den wir haben", sagte Doskozil.
Kern mögliches Asset im "Team Dosko"
Kern hat im profil-Interview den Boden für ein etwaiges Comeback in der Politik aufbereitet, indem er öffentlich seine Mitverantwortung für die missliche Lage der SPÖ eingestand. In Umfragen ist Kern immer noch einer der stärksten Kandidaten, den die SPÖ zu bieten hat.
Kommentare