Abgründe in der SPÖ: Wien mobilisiert gegen Doskozil wegen dessen Stimme

Die Mitgliederbefragung in der SPÖ über die künftige Parteiführung findet vom 24. April bis 10. Mai statt.
So chaotisch die Befragung gehandhabt wird – manche vermuten, die Parteiführung tue das absichtlich, um die Urwahl zu diskreditieren – das eigentliche Problem liegt dennoch woanders.
Zwischen der SPÖ-Wien einerseits und dem Burgenland sowie anderen Bundesländern andererseits werden die Gräben immer tiefer. Wie mehrere Medien berichten, mobilisiert die SPÖ-Wien gegen Hans Peter Doskozil wegen dessen Stimme. Bürgermeister Michael Ludwig selbst stichelt demnach in Sitzungen gegen Doskozil. So soll Ludwig bei Doskozils Wortmeldungen gesagt haben: „Wie bitte? Ich habe das akustisch nicht verstanden.“ Und als Doskozil einmal vergaß, das Mikrofon einzuschalten, soll der Satz gefallen sein: „In der Politik braucht man eben eine starke Stimme.“ Doskozil soll erwidert haben: „Meine Stimme reicht, um Wahlen zu gewinnen, was man nicht von jeder Person in diesem Raum sagen kann.“
Auch am Dienstag im Wiener Ausschuss ist gegen Doskozil wegen der Stimme argumentiert worden.
So wurde die Frage erörtert, ob der Burgenländer einen Wahlkampf überhaupt durchhalten könne.
Die Wiener haben sich nicht nur den Zorn des Burgenlands zugezogen. Schwer verärgert ist auch die Salzburger SPÖ, weil die Wiener auf deren Landtagswahl keine Rücksicht nehmen. Ihr Ersuchen im Bundesparteivorstand, den Start der Mitgliederbefragung wegen der Landtagswahl am 23. April um eine Woche zu verschieben, wurde von den Wienern niedergestimmt.
Erhebt sich die Frage: Wie sollen diese Abgründe, die sich in der SPÖ jetzt auftun, nach der Mitgliederbefragung überbrückt werden? Wie soll Doskozil, sollte er zum Spitzenkandidaten gekürt werden, eine Nationalratswahl schlagen, wenn die Wiener SPÖ nicht mitzieht, vielleicht sogar sabotiert? In Wien wohnt jeder fünfte Wähler und die Stadt ist eine SPÖ-Hochburg.
Doskozil will mit seinem Team, das er demnächst präsentieren wird, auf die SPÖ-Wien zugehen. Es wird spannend, wen Doskozil auf seine Seite ziehen kann. Denn es wird wohl jede Person aus Wien von der Gruppe um Doris Bures und Christian Deutsch als Feind betrachtet werden. Genannt wird unter anderen Umweltsprecherin Julia Herr als mögliches Mitglied im Team Doskozil, sie gibt auf KURIER-Nachfrage keine Auskunft.
Die Aufgeregtheit in der SPÖ-Wien könnte auch daher rühren, dass sich das Blatt für ihre Kandidatin Pamela Rendi-Wagner verschlechtert. Ein neutraler SPÖ-Insider schätzt die Lage jedenfalls so ein: Die 9000 neuen Mitglieder seien vorwiegend Fans des Linken Andreas Babler und würden auch abstimmen. Von den bestehenden Mitgliedern würden knapp 50.000 abstimmen, auch von diesen würde Babler Stimmen bekommen, und zwar Rendi-Kritiker, die Doskozil nicht wollen.
Doskozil werde viele Stimmen aus den Bundesländern und aus Wiener Außenbezirken bekommen.
Aktueller Tipp des SPÖ-Insiders: Die Entscheidung falle zwischen Babler und Doskozil.
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