Diese Serien über Überwachung können Sie jetzt anschauen
Es ist ein Sturzflug. Ein Mal ist sie, die sonst immer lächelt, immer alle Ziele übererfüllt, nicht nett, zum Bruder, dann zum Taxifahrer. Und dann rempelt Lacie auch noch eine zufällig Vorübergehende – schon stürzt ihre Beliebtheit auf der Social-Media-App ab. Und Lacie wird rascher, als sie schauen kann, zur gesellschaftlichen Außenseiterin, kriegt das Haus nicht, das sie sich wünscht, wird von den anderen gemieden wie eine Aussätzige.
Als 2016 die Folge „Nosedive“ der Serie „Black Mirror“ zu sehen war, sah das noch aus wie ferne, fast absurde Zukunftsmusik: Wenn einen die Familie, der Kollege, der Passant negativ bewertet, soll das über gesellschaftliche Teilhabe entscheiden? Nun ja, das tut es bereits jetzt, nur zwei Jahre später. In China. „Nosedive“ ist innerhalb weniger Monate von der Realität eingeholt worden. Zu sehen jetzt bei Netflix.
„Du wirst beobachtet“
Und die Episode ist damit nicht alleine. Die Kultur kann sich ein wenig ruhmreiches Abzeichen anheften: Sie ist zu einem verdammt guten Zukunftsindikator geworden, und zwar dort, wo es weh tut. George Orwells „1984“ wird immer aktueller. Der legendäre Autor Philip K. Dick hat sich in der 1956 erschienenen Story „Minority Report“ mit algorithmusbestimmter Präventivhaft für Menschen, die noch nichts verbrochen haben, beschäftigt (2002 verfilmt mit Tom Cruise).
Die Cyberpunk-Romane der 1980er und 1990er spielen in einer eine durch Technologie entdemokratisierten, neu-darwinistischen Gesellschaft mit machtlosen Staaten und übermächtigen Tech-Unternehmen.
Und zuletzt wanderte die Ahnung, dass uns dank Technologie humanistisch herausfordernde Zeiten bevorstehen, ins Fernsehen. „Du wirst beobachtet. Die Regierung hat dafür ein geheimes System. Eine Maschine, die dich ausspioniert.“ So startet jede Episode der weithin unterschätzten Serie „Person Of Interest“, in der es um die durch Künstliche Intelligenz ermöglichte Totalüberwachung geht. (zu sehen u.a. via iTunes und Google Play, kostenpflichtig)
Die Serie „Black Mirror“, bereits erwähnt, beschäftigt sich in novellenartigen Langepisoden mit düsteren Aspekten der durchtechnologisierten Nah-Zukunft. Es geht um Spielarten des Tech-Missbrauchs, um Fragen an das Kommende, um die Nebeneffekte der Digitalisierung, von denen man sonst nur vage Ahnungen hat.
Etwa darum, ob man seinen Liebsten nach dem Tod wieder zum künstlichen Leben erwecken würde. Um das neue Verhältnis von Eltern und ihren Kindern, wenn erstere letztere rund um die Uhr beobachten können. Um künstliche Bienen (die anderen sind alle tot), die Unheimliches anstellen.
Diese Serien stehen – im Gegensatz zu recht hilflosen früheren Hollywood-Darstellungen von Technologie – auf inhaltlich sicheren Beinen: Die Macher kennen sich aus.
Insbesondere auch die Serie „Mr. Robot“ – über einen Hacker am Rande des Wahnsinns – mit Oscar-Preisträger Rami Malek zeigt ein vollrealistisches Bild dessen, was möglich ist (hier: wie von Computern abhängig und daduch angreifbar essenzielle Infrastruktur ist). Zu sehen auf Amazon Prime.
Wir schauen darin zurück auf Big Brother – und die Kultur bietet hier eine Aufklärungs- und Herausforderungsfunktion an: So könnte es werden, so wird es wohl, wenn wir nichts dagegen tun.
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