Keine Reise mit dem Flugzeug, kein Fleisch: Klimaschutz bedeutet doch auch Verzicht, oder?
Wir werden auf viel mehr verzichten müssen, wenn wir nichts tun. Wir sehen es jetzt bei den Überflutungen, die das Leben vieler beeinflussen. Menschen verlieren ihr Hab und Gut. Das wird Alltag werden, wenn wir nichts ändern. Aber wir sollten auch hervorkehren, was wir gewinnen können.
War’s das mit der Glaubwürdigkeit der Grünen, wenn sie jetzt in der Klimapolitik nachgeben?
Natürlich. Die Grünen sind mit Klimaschutz angetreten und dafür gewählt worden. Aber auch im Wahlkampf von Sebastian Kurz hat Klimaschutz eine Rolle gespielt, so wie bei fast allen Parteien. Viele seiner Wähler fordern das von ihm. Es sollten also beide Regierungsparteien nicht umfallen.
In der Pandemie wurde es ruhig um Fridays for Future. Kann es gelingen, erneut Massen zu mobilisieren?
Corona hat uns stark ausgebremst. In der Pandemie war es nicht möglich, auf der Straße präsent zu sein. Vieles wurde ins Internet verlagert, aber online streiken ist nicht so wirkungsvoll. Auch unsere Ortsgruppen sind vielerorts kleiner geworden. Aber mit den Waldbränden in Kanada und dem Hochwasser steigt das Bewusstsein wieder. Der nächste weltweite Klimaprotest ist im September geplant.
Wie wichtig ist Greta Thunberg noch für die Bewegung?
Das Bewusstsein über die Problematik war in der Generation bereits vorhanden. Aber es brauchte sie als Kristallisationspunkt, um die Menschen zu mobilisieren. Mittlerweile ist die Klimabewegung breiter geworden, es braucht sie also nicht mehr als einzige Leitfigur. Künftig wird es mehrere Personen geben, die mobilisieren werden.
Sie sind auch Sprecherin des Klimavolksbegehrens. Was wurde eigentlich daraus? Durch den Antrag im Parlament war es eines der umsetzungsstärksten Volksbegehren in Österreich. Aber bis jetzt ist nichts in Gesetze gegossen. Es gibt bereits einen Entwurf der Grünen. Die Frage ist aber, was sie von der Umsetzung abhält.
Manch einer frustriert, weil er auf den Klimaschutz achtet, während China hunderte Kohlekraftwerke plant. Sie schreiben in Ihrem Buch, wir können uns trotzdem nicht aus der Verantwortung ziehen. Warum?
Europa hat viele historische Emissionen. China hat gerade erst begonnen. Und es heißt nicht, dass sie nicht trotzdem bald die Vorteile erneuerbarer Energien erkennen werden. Photovoltaik ist mittlerweile eine der billigsten Energiequellen geworden.
Wie wird unser tägliches Leben in einer klimafreundlichen Welt aussehen?
Wenn wir vor die Tür gehen, wird es leise sein. Beim Einkaufen werden die nachhaltigen Produkte die billigeren sein. Wir werden unseren Strom auf Dächern produzieren, die Luft wird sauberer. Wir werden das Auto nur nehmen, wenn es unbedingt notwendig ist. Und wir werden es uns teilen, was auch geteilte Kosten bedeutet.
Was entgegnen Sie Kritikern, die meinen, E-Mobilität sei gar nicht umweltfreundlich?
Da würde ich teilweise sogar beipflichten. Es ist nicht die Lösung, alle Verbrennungsmotoren durch E-Motoren zu ersetzen. Das Ziel muss sein, Ressourcen zu reduzieren, mit denen wir von A nach B kommen. Aber ich stimme jedem zu, der sagt, im Südburgenland oder Waldviertel ist er aufs Auto angewiesen.
Zweifeln Sie manchmal daran, dass wir das Ruder noch herumreißen können?
Sehr oft sogar. Gerade erst vor Kurzem, als das Meer im Golf von Mexiko wegen eines Pipeline-Lecks brannte. Solche Bilder kennen wir nur aus apokalyptischen Filmen. Aber wenn ich nicht die Hoffnung hätte, würde ich mich unter der Decke verkriechen.
Kommentare