Fragen & Antworten: Später in die Frühpension

Fragen & Antworten: Später in die Frühpension
Regierung will faktisches Pensionsalter um 1,5 Jahre anheben. Reichen die geplanten Hürden?

88 Prozent der Österreicher gehen zum ehestmöglichen Zeitpunkt in Pension. Daher ist das faktische Pensionsantrittsalter im internationalen Vergleich niedrig und die Belastung für das Budget hoch. 8,7 Milliarden Euro müssen in diesem Bereich bis 2018 eingespart werden. Was plant die Regierung? Reichen die Vorhaben aus? Der KURIER gibt Antworten.

Was plant die Regierung bei den Pensionen?

Sie setzt sich zum Ziel, dass das faktische Pensionsantrittsalter im Jahr 2018 durchschnittlich 60 Jahre beträgt. Dieses Alter sollte laut Vorschau des Sozialministeriums eigentlich erst 2025 erreicht sein.

Warum soll es keine große Pensionsreform geben?

Weil ab 2014 Reformen in Kraft treten, deren Folgen man abwarten will. Die befristete Invaliditätspension für unter 50-Jährige wird abgeschafft. Das Alterslimit steigt bis 2024 sukzessive auf 60 Jahre an. Betroffene erhalten statt einer I-Pension ein Reha-Geld und können umgeschult werden. Die Hacklerregelung (Männer: 45 Versicherungsjahre; Frauen: 40) wird de facto abgeschafft, denn das Antrittsalter steigt auf 57 (Frauen) bzw. 62 Jahre (Männer). Zudem werden Schul- und Studienzeiten nicht mehr angerechnet – und pro Jahr (bis zum Regelpensionsalter) gibt es Abschläge von 4,2 Prozent. Bei der Korridorpension sind künftig mehr Versicherungsjahre nötig: Um 2014 mit 62 Jahren in Pension gehen zu können, benötigt man 38,5 Jahre (sukzessiver Anstieg bis 2017 auf 40 Jahre). Jährlicher Abschlag: 5,1 Prozent (statt 4,2 Prozent). Der „Tätigkeitsschutz“ für ungelernte Arbeitnehmer gilt erst ab 60 Jahren (statt 57). Das heißt, Betroffene bis zum Alter von 60 Jahren können vermittelt werden, sofern sich ein Arbeitsplatz findet.

Reichen diese Änderungen aus, um das Ziel (faktisches Durchschnittsalter von 60 bis 2018) zu erreichen?

„Das sollte ein realistisches Ziel sein“, meint Sozialexperte Wolfgang Mazal von der Uni Wien. Mazal plädiert aber für ein begleitendes Monitoring der beschlossenen Vorhaben: „Wichtig wäre, dass man schon ab Mitte 2014 beginnt zu schauen, ob die Reformschritte wirken.“

Pensionsexpertin Christine Mayrhuber vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) hat ausgerechnet, dass allein durch die Änderungen bei der I-Pension das Antrittsalter um ein halbes Jahr steigt. „Wenn wir nur auf das Antrittsalter schauen, werden wir das 60-Jahre-Ziel nach den Reformen spielend erreichen“, sagt Martin Gleits­mann, Sozialexperte in der Wirtschaftskammer. Durch die Vorhaben bei der I-Pension würden viele Betroffene aus der Pensionsstatistik fallen.

Entlasten die Änderungen die Sozialtöpfe?

Die Verschärfungen bei der I-Pension sollen die Pensionsversicherung zwischen 2014 und 2018 um rund 700 Mio. Euro entlasten. Die Reformen bei der Korridorpension sollen zwischen 2014 und 2017 rund 540 Mio. Euro bringen. Entscheidend ist, ob die Betroffenen weiter arbeiten können: Das spart Pensionen und bringt dem System Beiträge. Daher nennt WKO-Experte Gleitsmann die Wiederbeschäftigung der einstigen I-Pensionisten als wichtigstes Ziel – sonst wird es teurer als zuvor.

Wie will die Regierung verhindern, dass durch den erschwerten Zugang in die Frühpension die Arbeitslosigkeit steigt?

Rot und Schwarz wollen Beschäftigungsquoten definieren. Diese Quoten bestimmen, wie viel Prozent einer Altersgruppe arbeiten. Solche Quoten sind für 55- bis 59-Jährige und 60- bis 64-Jährige vorgesehen – getrennt nach Geschlechtern. Ob sie eingehalten werden, soll laufend beobachtet werden. Welche Konsequenzen ein Verfehlen hätte, wird derzeit ebenso diskutiert wie die Höhe der Quoten. WIFO-Expertin Mayrhuber hält diese Quoten für wichtiger als eine Zielgröße für das Antrittsalter.

Welche Pläne schmieden SPÖ und ÖVP derzeit bei den Koalitionsverhandlungen noch für den Pensionsbereich?

Um ältere Arbeitnehmer länger im Job zu halten, wollen beide Parteien ein Bonus-Malus-System sowie die Einführung einer Teilpension. Details sind noch offen.

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