Flucht aus der Ukraine: Protokoll eines Neuanfangs

Flucht aus der Ukraine: Protokoll eines Neuanfangs
Knapp 60.000 Menschen sind bisher aus der Ukraine nach Österreich geflüchtet, unter ihnen Alla Stashchenko und ihre Familie.

Sechs Tage ist der russische Überfall auf die Ukraine her, da steht Alla Stashchenko in Wien am Hauptbahnhof und wartet. Die 38-Jährige ist so angespannt, wie ein Mensch es nur sein kann. In den vergangenen Tagen hat sie mehr geweint und gebetet als jemals zuvor in ihrem Leben – dafür, dass ihre beiden Söhne, ihre Mutter und ein befreundetes Mädchen es aus Kiew nach Wien schaffen, dafür, dass sie ihre Familie wohlbehalten wiedersehen kann.

Der Zug fährt ein und bringt Stashchenko, was sie sich so sehnlich gewünscht hat. Und trotzdem durchfährt sie ein Schmerz, als sie ihre Kinder sieht. „Sie standen da und ihre Blicke waren leer“, sagt die Mutter. „Und dann war da dieser Geruch: Nach 30 Stunden Flucht waren die Kinder schmutzig. Meine Kinder, bei denen ich immer so viel Wert darauf lege, dass sie sauber und ordentlich aussehen.“

Heute, sechs Wochen später, verfolgt dieser Geruch Stashchenko immer noch. „Manchmal, wenn ich unterwegs bin und mir irgendwo der Geruch entgegenkommt, erschrecke ich“, sagt sie.

Stashchenko hat in der Ukraine Journalismus studiert und hatte ihre eigene, erfolgreiche Produktionsfirma. Als der Krieg beginnt, ist sie auf Dienstreise in Madrid. Sie weiß, sie kann nicht zurück nach Hause, im Gegenteil: Ihre ganze Familie muss raus aus der Ukraine, raus aus der Gefahr.

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