Eurofighter-Ausstieg: Was wäre wenn?

Eurofighter-Ausstieg: Was wäre wenn?
Was passiert, wenn Österreich die Flugzeuge retourniert? Das wäre ein kostspieliges Unterfangen, meinen Experten.

Eines ist klar: Ein Ausstieg aus dem Eurofighter-Vertrag wäre für Österreich auf jeden Fall nicht kostenlos. Denn die gesamte Infrastruktur am Flugplatz in Zeltweg ist auf den Eurofighter zugeschnitten. Dafür wurden 160 Mio. Euro ausgegeben. Die Piloten sind auf den Eurofighter geschult, ebenso wie die Techniker, und auch der Flugsimulator ist auf den Eurofighter ausgerichtet. Der Kauf neuer Flugzeuge würde zudem mindestens fünf Jahre dauern.

Sollte Österreich die Eurofighter sofort an EADS zurückgeben, wäre zunächst einmal eine Übergangslösung mit geleasten Fliegern notwendig. Der Kauf neuer Flieger müsste ausgeschrieben werden. Bis die Entscheidung für den Neukauf fällt und die neuen Jets dann auch in Österreich in Betrieb genommen werden können, würde es mindestens fünf Jahre dauern, sagte ein Experte des Bundesheeres im Gespräch mit der APA. Jedes neue System bedeutet auch zusätzliche Kosten: Ausbildung und Infrastruktur müssten jedes Mal angepasst werden - zunächst auf die Übergangslösung und dann auf die neuen Flieger.

Sechs Jahre

Ein Teil der Infrastruktur wäre zwar auch bei einem anderem System verwendbar, "eine Piste ist eine Piste". Aber der Hangar, die Stellplätze und der Simulator müssten adaptiert werden. Der Fachmann rechnet damit, das rund ein Drittel der Investitionen neu gemacht werden müsste. Bei 160 Mio. bedeutet das Kosten von rund 53 Mio. Euro. In wie weit die Infrastruktur im Detail auch mit einem anderen Jet verwendbar wäre, hänge aber letztlich vom Flugzeug ab. Zusätzliche Kosten würden sich außerdem durch die Ausbildung bzw. Umschulung von Piloten, Technikern und sonstigem Personal ergeben. Eine Neuanschaffung würde zudem Jahre dauern. Beim Eurofighter dauerte es von der Typenentscheidung (2002) bis zur Übernahme der Luftraumüberwachung (2008) sechs Jahre.

Abnutzung

Bei einem Vertragsausstieg würde Österreich außerdem nicht den gesamten Kaufpreis von 1,7 Mrd. Euro zurückbekommen, gab der Militärluftfahrtexperte Georg Mader im Gespräch mit der APA zu bedenken. Denn die Abnutzung der Flugzeuge, die Österreich schon seit fünf Jahren hat, müsste gegengerechnet werden. Die Republik würde mit einer Entschädigungszahlung oder dem Tausch der ziemlich abgespeckten österreichischen Abfangjäger gegen das neuere Modell wohl besser aussteigen, so Mader. Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) hatte mit der Hersteller 2007 Vergleichsverhandlungen geführt und dabei die Stückzahl reduziert, die Ausrüstung abgespeckt und teils gebrauchte Flieger genommen. "Damals wurden die Eurofighter ausgeräumt wie Weihnachtgänse, es fehlen ihnen wichtige Gerätschaften, zum Teil waren sie auch schon gebraucht", so Mader. Das alles müsste bei einer Rückabwicklung des Kaufs vom Kaufpreis abgerechnet werden. Würde man sich stattdessen die neuen Flieger der Tranche drei holen, hätte man nicht nur bessere Flieger, diese würden auch länger halten und so der Republik Geld sparen.

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