"Hoch angesehen"
Der Erste Vizepräsident des Europäischen Parlaments, dessen Amtszeit mit der Konstituierung des neuen EU-Parlaments am 16. Juli endet, sei "bestens vernetzt, hoch angesehen und proeuropäisch", ist von grüner Seite zu vernehmen. Als langjähriger EU-Parlamentarier habe er zudem beste Chancen, ein gutes Ressort zu kriegen.
Der Vorschlag wurde nun der ÖVP unterbreitet, es folgen weitere Gespräche, heißt es.
Während der Sommerpause könnte der Vorschlag per Umlaufbeschluss besiegelt werden, danach müsste der Hauptausschuss des Parlaments zusammentreten. Am Ende müsste die Nominierung noch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen angenommen werden. Sie bestimmt auch, welches Ressort Österreich bekommt (sofern sie für eine zweite Amtszeit bestätigt wird).
Das Problem dabei: Karas ist für die türkise Parteispitze spätestens seit den vielen Scharmützeln, die sich Karas mit dem früheren Parteichef Sebastian Kurz geliefert hat, ein rotes Tuch. Immer wieder hat sich der EU-Parlamentarier kritisch zur Asylpolitik seiner Partei geäußert, erst kürzlich wich er im Streit um die EU-Renaturierungsverordnung von der ÖVP-Linie ab.
Mehr als überraschend wäre so gesehen, wenn die ÖVP ihn jetzt mit dem Kommissar-Job "belohnt".
Auch Pinke und Rote sprachen sich für Karas aus
Dabei genießt Karas über die Parteigrenzen hinweg einen guten Ruf: Vor ein paar Wochen hat Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger seinen Namen ins Spiel gebracht, der Grünen-Delegationsleiter Thomas Waitz erklärte daraufhin, er würde die Kandidatur unterstützen. Und auch die SPÖ war nicht abgeneigt.
Und Karas selbst sagte bei seinem Abschieds-Interview in der ORF-"Pressestunde" Mitte Juni: "Wenn es zu einem Vorschlag kommt, würde ich zur Verfügung stehen."
Die Grünen könnten sich im Poker um den Posten verkalkulieren: Denkbar ist nämlich auch, dass sich die ÖVP mit der SPÖ auf einen unabhängigen Kandidaten einigt.
Aus dem Kanzleramt heißt es am Freitag nur: „Wir beteiligen uns nicht an Personalspekulationen.“
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