Eskalation ein Jahr danach: Klimaräte gegen VP-Schmuckenschlager

PK "KLIMARAT DER BÜRGERINNEN UND BÜRGER PRÄSENTIERT EMPFEHLUNGEN AN DIE POLITIK": TAPPEINER/RIFFELSBERGER/STRANZINGER/LACKNER/HUTTERER/KASER
Im Streitgespräch des Klimarates mit Nationalrat Johannes Schmuckenschlager geht es um Klimakleber, Bodenversiegelung, Landwirtschafts-Emissionen und um die Frage, was aus den Empfehlungen geworden ist.

Im türkis-grünen Koalitionsabkommen stand kein Wort davon, aber nach dem sehr erfolgreichen Klimaschutz-Volksbegehren stimmten im März 2021 ÖVP, Grüne und Neos einem Antrag zur Einsetzung eines Klimarates zu. Siehe: https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/E/159

In dem Entschließungsantrag des Parlaments heißt es: „Der Klimarat setzt sich aus mindestens 100 Personen, die jeweils seit mindestens fünf Jahren ihren Hauptwohnsitz in Österreich haben, mindestens 16 Jahre alt sind und einen repräsentativen Querschnitt der Gesellschaft hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bildungsstand, Einkommen und Wohnort, abbilden, zusammen. Die Auswahl erfolgt nach dem Zufallsprinzip durch ein Sozialforschungsinstitut. Dies stellt sicher, dass die Teilnehmer*innen repräsentativ für die Gesamtbevölkerung ausgewählt werden.

Verantwortlich dafür war dann das Klimaministerium von Leonore Gewessler, und die Mitarbeiter haben Anfang 2022 tatsächlich gemäß dem Entschließungsantrag einen Klimarat ins Leben gerufen. Die 100 Österreicher wurden repräsentativ von der Statistik Austria ausgewählt, um ein "Mini-Österreich" abbilden zu können.Der KURIER berichtete ausführlich über den Verlauf und über das Endergebnis mit 93 Empfehlungen an die Bundespolitik.

Doch noch vor dem Ende schoss die Volkspartei scharf gegen diese Form der Direkten Demokratie. ÖVP-Klimaschutzsprecher Johannes Schmuckenschlager sorgte für einen Eklat, als er vor der letzten Sitzung erklärte: „Der Klimarat hat für mich keine Relevanz.“

Johannes Schmuckenschlager, ÖVP

Ein Jahr später.

Rund die Hälfte der 100 Klimaräte haben inzwischen einen Verein gegründet und bleiben tapfer am Thema dran. Einiges sei inzwischen gelungen, anders nicht, oder noch nicht, sagen sie.

Und sie haben ÖVP-Klimasprecher Schmuckenschlager gebeten, mit ihnen in einen Dialog zu treten.
Doch was der ÖVP-Politiker zu sagen hatte, hat nicht gerade zu einer Deeskalation beigetragen. Die letztlich schriftlich beantworteten Fragen liegen dem KURIER vor – und dazu noch die Reaktion der Klimaräte auf Schmuckenschlager.

Der KURIER bringt hier die ungekürzten Fragen und Antworten.

Während des Kimarats hatten Sie eine Diskussion in der Öffentlichkeit, Stichwort: Bürgerrat… „hat für mich keine Relevanz …“. Es gab daraufhin u.a. auch emotionale Reaktionen aus dem Klimarat. Warum gehen Sie jetzt aufeinander zu?

Antwort von Johannes Schmuckenschlager:Ich halte den Klimarat als Institution nach wie vor für eine leichtfertige, untaugliche PR-Aktion von Bundesministerin Gewessler. Man müsste ja bereits den nächsten Klimarat 2023 einberufen. Die Zusammensetzung war in keiner Weise repräsentativ, und es wurde auch kein Ausgleich der Interessen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen angestrebt. Abgesehen von der Frage der Legitimität wurde hier ein Konstrukt geschaffen, das nicht funktioniert.

Natürlich bin ich jedoch immer offen für den Austausch mit Menschen, die Veränderungen bewirken möchten. Klimaschutz ist ein gemeinsames Anliegen von uns allen. Ich habe das auch immer betont, die Mitwirkenden werden hier getäuscht, ihre Anliegen sind natürlich ehrlich und gut."Antwort des Klimarates: "Die Einsetzung eines Klimarats war eine der Forderungen des Klimavolksbegehrens wurde mit den Stimmen von ÖVP, Grüne und Neos im Parlament beschlossen. Die zufällig ausgewählten Bürger:innen wurden vom Statistischen Zentralamt so gewichtet damit sie ein „Mini-Österreich“ repräsentieren. Im Nachhinein die Verantwortung einer Partei zuzuschieben und die Legitimität anzuzweifeln, Ist aus unserer Sicht nicht wirklich zielführend.

Wir glauben, dass wir alle Kräfte ins Boot holen müssen um etwas voranzubringen und versuchen aktiv Streitpunkte beizulegen und bei den Sachthemen etwas voranzubringen. Letztlich haben alle politischen Parteien ein Interesse daran, dass unsere Umwelt erhalten bleibt und deshalb sprechen wir mit allen."

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