Philosoph Liessmann: "Es geht nicht um das Gute, es geht um Macht"

Philosoph Liessmann: "Es geht nicht um das Gute, es geht um Macht"
Konrad Paul Liessmann über Cancel Culture, Fake News und „Hass“ in den sozialen Medien – und warum er trotz allem für „pragmatische Gelassenheit“ plädiert.

KURIER: Zum Beginn eines Jahres gibt es immer Überlegungen, welche Themen uns beschäftigen werden. Geht es aber aus philosophischer Sicht nicht letztlich – im Sinne der „Wiederkehr des Gleichen“ – um die selben menschlichen Grundfragen in unterschiedlichen Ausprägungen?

Konrad Paul Liessmann: Ich bin kein großer Freund von solchen Prognosen zum Jahreswechsel. Man müsste sich nur ansehen, was etwa vor einem Jahr vorhergesagt wurde – fast nichts davon ist eingetroffen, aber wir hatten plötzlich ganz andere Probleme. Auf einer sehr generellen Ebene kann man natürlich sagen, dass uns Fragen der sozialen Gerechtigkeit, des Umgangs mit der Natur, des Verhältnisses der Geschlechter seit jeher beschäftigen und weiter beschäftigen werden. Nur die Perspektiven auf diese Fragen ändern sich.

Kann man überhaupt über alles diskutieren? Es gibt ja ein Narrativ, demzufolge man nicht nur bestimmte Ansichten zu einzelnen Themen nicht mehr äußern dürfe, sondern dass bestimmte Themen überhaupt unerwünscht seien.

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