Energiekrise vervierfacht Solarenergie-Ausbau
Die durch den Ukrainekrieg befeuerte Energiekrise und die Sorge vor horrenden Strompreisen sorgt für einen nie da gewesenen Ausbauboom bei der Fotovoltaik.
In den ersten beiden Förderausschreibungen („Calls“) 2022 wurden bereits mehr Anlagen mit mehr installierter Leistung als im Vorjahr genehmigt. Und da zwei weitere Fördercalls noch in diesem Jahr folgen (am 23. August und am 18. Oktober), geht das Klimaschutzministerium von einer Verdoppelung der installierten Leistung im Vergleich zum Vorjahr aus.
55.000 Anlagen sind 2022 bereits genehmigt worden, zeigt die Analyse der ersten beiden Fördercalls dieses Jahres. Wahrscheinlich werden über 100.000 Anlagen in diesem Jahr genehmigt werden. Somit könnten heuer 1.600 Megawatt installiert werden, umgerechnet wären das etwa 1,6 Terawattstunden (Milliarden Kilowattstunden). Und damit wäre Österreich voll im Zielpfad für das Ausbauziel bei der Fotovoltaik bis 2030: Bis dahin sollen 11 Terawattstunden Sonnenstrom-Leistung installiert werden (und zehn TWh Windkraft).
Nicht budget-relevant
Den Steuerzahler wird der Ausbau-Boom nichts kosten, denn die 285 Millionen Euro, die für die PV-Förderung 2022 zur Verfügung stehen, kommen aus dem Topf der Ökostrombeiträge der Stromkunden. Und da aufgrund der hohen Strompreise die Ökostrom-Anlagenbetreiber keine Tarifforderung benötigen, bleiben die Töpfe noch immer gut gefüllt, obwohl die Regierung Anfang des Jahres die Ökostrombeiträge der Stromkunden auf null gesenkt hat.
Wie berichtet, läuft der Ausbau aber nicht friktionsfrei ab. Beim ersten Fördercall 2022 sind 56.731 Förderanträge eingegangen, 26.800 wurden bewilligt. Für 29.931 weitere reichte das Geld nicht aus, sie kamen ohne eine neuerliche Eingabe aller Daten beim zweiten Call zum Zug (sofern die Förderkriterien erfüllt wurden).
Unlimitiert fördern?
Aber warum nicht gleich alle Calls streichen und – in dieser geopolitischen und energietechnischen Ausnahme-Situation – allen Interessierten eine Förderung zusagen? „Uns ist es ein großes Anliegen, dass alle Menschen, die eine PV-Anlage bauen wollen, auch eine bauen können. Deshalb planen wir auch, Mittel von 2023 vorzuziehen, sofern der Bedarf besteht“, heißt es dazu aus dem Kabinett von Klimaministerin Leonore Gewessler.
„Es muss für Bundesförderungen einen Rahmen geben, die müssen schon Hand und Fuß haben. Wir wollen einen stabilen Wachstumspfad haben und brauchen daher klare Förderkriterien. Alles andere könnte nur zu Enttäuschungen führen, wenn irgendwas Nicht-Förderfähiges gebaut wird.“ Die 55.000 bisher in diesem Jahr abgewickelten Anlagen zeigten doch auch, dass es ohnehin nicht zu kompliziert ist.
Wie komme ich zur PV?
Wer eine PV-Anlage auf seinem Dach oder seinem Grund errichten will, braucht zuerst einen Anlagenbauer. Der begutachtet vor Ort, was möglich und sinnvoll ist. Geraten wird zu größtmöglichen Anlagen, da die Einspeistarife wegen der hohen Stromkosten derzeit lukrativ sind – und wohl auch bleiben. Die Professionisten machen dann eine Anzeige bei der Behörde und beim Landesnetzbetreiber. Erst wenn beide Zusagen da sind, wird um eine Förderung angesucht (machen meist die Anlagenbauer) und die PV kann gebaut werden. Nach dem Förderantrag hat man sechs Monate (plus drei Monate Verlängerung) Zeit, die Anlage fertigzustellen. Anlagen kosten pro Kilowatt rund 2000 Euro, die Förderung pro Kilowatt beträgt 250 Euro.
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