Durch die Impfpflicht steht der Gratistest auf dem Prüfstand
Testen, testen, testen – oder lieber doch nicht?
Der Höhepunkt der Omikron-Welle ist noch nicht erreicht, da wird auf verschiedensten Ebenen über die Sinnhaftigkeit der österreichischen Teststrategie diskutiert.
Die Bundesregierung hat mit ihren Lockerungsankündigungen neuen Stoff dazu geliefert. Denn mit 19. Februar soll die 3-G-Regel zurückkehren. Neben einem Impf- oder Genesungsnachweis reicht dann auch wieder nur ein Test, um ins Wirtshaus gehen oder in einem Hotel einchecken zu können. Und das obwohl mit Februar die Impfpflicht in Kraft tritt.
Widersprüchlich
Das führt zu einem Widerspruch, den Epidemiologe Gerald Gartlehner am Sonntag in der ZiB1 auf den Punkt gebracht hat: "Wir haben dann die etwas kuriose Situation, dass einerseits die Impfpflicht gilt und andererseits aber allen Personen, die sich nicht an dieses Gesetz halten, vom Staat Gratis-Tests zur Verfügung gestellt werden, damit sie damit in die Gastronomie gehen können."
Ein Ende der Gratis-Tests forderte am Sonntag Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in der Krone. Wie es auf KURIER-Nachfrage in seinem Büro heißt, kann er sich eine Kostenpflicht ab 15. März vorstellen – also ab jenem Datum, an dem die Impfpflicht auch wirklich kontrolliert werden soll.
Für Platter sind die kostenlosen Tests auf Dauer aber auch schlicht nicht mehr leistbar. Und auch Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) kann sich nach dem Start der Impfpflicht kostenpflichtige Tests vorstellen.
In Großbritannien kostet ein PCR-Test 75 Pfund (ca. 90 Euro) und ein Antigen-Test 25 Pfund (ca. 30 Euro). So teuer werde es hierzulande bestimmt nicht werden, aber eine Kostenpflicht – eingebettet in eine Gesamtstrategie – könne er sich vorstellen, so Brunner.
Schützenhöfer findet gratis unfair
Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) hatte bereits im November mit Hinblick auf die Impfpflicht ein Ende der Gratis-Tests gefordert. "Aber es haben sich nie Mehrheiten gefunden, die das weiter verfolgt hätten", meinte er am Montag resignativ.
An seinem Standpunkt hat sich nichts geändert: "Das ist für mich ein immerwährendes Thema, weil ich es einfach ungerecht finde. Immer alles gratis – das geht zulasten unserer Urenkel. Das wäre moderat lösbar gewesen, in der Höhe der Rezeptgebühr und über die eCard abwickelbar."
Im Gesundheitsministerium will man an den Gratistests aber vorerst nicht rütteln: "Wir befinden uns inmitten der Omikron-Welle", heißt es von dort. Darum sei es besonders wichtig, einen guten Überblick über das Infektionsgeschehen zu haben. "Im Gesundheitsministerium ist die Kostenpflichtigkeit von Tests daher derzeit nicht geplant."
1,7 Milliarden Euro
Was die Testkosten betrifft, seien im Jahr 2021 rund 1,7 Milliarden Euro ausbezahlt wurden. Die Kosten für Betriebs- und Schultestungen sind da noch gar nicht eingerechnet. 2020 – im ersten Jahr der Pandemie – beliefen sich die Testkosten gerade einmal auf 85 Millionen Euro.
Beim Gros der Ausgaben gehen die Länder in Vorlage, und der Bund refundiert – ein laufender Prozess. Bis Montag wurden österreichweit von Behörden, Apotheken und in Schulen 266 Millionen Corona-Tests durchgeführt – 85,8 Millionen davon waren PCR.
Was PCR-Tests betrifft, ist die Stadt Wien mit ihrem Programm "Alles gurgelt" das Maß der Dinge – mit zuletzt 1,6 Millionen Tests in einer Woche. Dieses System nun infrage zu stellen, hält man im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) aus mehreren Gründen für wenig sinnvoll.
Durch "Alles gurgelt" seien PCR-Tests "so günstig wie noch nie, derzeit 6 Euro pro Stück", meint Hacker-Sprecher Mario Dujakovic zur Kostenfrage.
Für das Zurückfahren des Testens sei es noch zu früh: "Wenn wir PCR auf ein Minimum einschränken, verlieren wir den Überblick – über Virusmutationen und Cluster. Dafür ist es noch zu früh." Erst im kommenden Herbst und Winter werde sich zeigen, ob das Virus wirklich endemisch wird. Ohne Tests "gehen wir da blind rein", sagt Dujakovic.
Die Rückkehr zu 3-G hatte Hacker zuletzt kritisch gesehen. Diese Regel als Impfanreiz mit kostenpflichtigen Tests zu kombinieren, kommt für ihn laut Dujakovic nicht in Frage: "Dann mache ich den Zugang zum öffentlichen Leben zu einer Frage des Geldbörserls und schließe einen Teil der Gesellschaft aus."
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