Drexler als "Bauernopfer der Republik"? Hofburg reagiert auf Schuld-Vorwürfe
Kurz nachdem Sonntagabend die erste Hochrechnung das Desaster für die steirische ÖVP (minus 9,2 Prozentpunkte) bei der Landtagswahl offenbarte, fand der steirische Landeshauptmann und ÖVP-Spitzenkandidat Christopher Drexler Schuldige: Die Bundespolitik und konkret die Entscheidung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, FPÖ-Chef Herbert Kickl nach der Nationalratswahl nicht den Regierungsbildungsauftrag zu geben: „Ich komme mir ein bisschen wie das Bauernopfer der Republik vor“, sagte Drexler.
„Die Bundespolitik hat diese Wahl dominiert. Insofern ein großes Danke nach Wien“, meinte Drexler ironisch. Die Stimmungslage außerhalb des ersten Gemeindebezirks in Wien sei offensichtlich anders als sie dort wahrgenommen werde, ätzte er in Richtung Hofburg.
Es war nicht das erste Mal, Drexler hatte die Kritik an der Hofburg und am Vorgehen des Bundespräsidenten schon vor zehn Tag gegenüber Medien erhoben.
Amon: "Nachweisbar schwerer Schaden"
Am Wahlsonntag sagte auch Werner Amon, ÖVP-Bildungslandesrat in der Steiermark, in einer ersten Reaktion: „Das sind ganz schmerzliche Verluste für uns als Volkspartei.“ Auch er sah die Vorgangsweise von Bundespräsident Van der Bellen, nicht die stimmenstärkste Partei mit der Regierungsbildung zu betrauen, als Grund für das schlechte Abschneiden. Das „hat uns nachweisbar schweren Schaden zugefügt“, so Amon.
Auch Alt-Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) machte die „Großwetterlage“ in der Bundespolitik für das desaströse Ergebnis verantwortlich. „Alles Unbill dieser Welt hat sich über uns entladen“, sagte er. Die politische Stimmung habe sich im Land nach der Entscheidung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen gedreht, Herbert Kickl nicht mit der Regierungsbildung zu beauftragen.
Kogler: "Wahlkampfbanane"
Grünen-Bundesparteichef Werner Kogler, dessen Partei rund die Hälfte ihrer Wähler verlor, quittierte den von Drexler erhobenen Vorwurf gegen den Bundespräsidenten mit der Bemerkung, es müsse sich dabei um einen „Ausrutscher auf der Wahlkampfbanane“ gehandelt haben.
Auch der Meinungsforscher Peter Hajek widersprach: Er begründete den großen Zuspruch zur FPÖ mit deren stringenten Themenpaket Migration und Anti-Establishment, also das „Wir unten gegen die da oben“. Dass Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit dem Regierungsbildungsauftrag an die ÖVP Schuld trage, ließ er nicht gelten: „Das ist nichts als eine Ausrede des großen Verlierers dieser Wahl.“
Und die Hofburg selbst? Wie reagiert man im Büro von Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf die Anschuldigungen aus der steirischen Volkspartei? Auf Anfrage des KURIER hieß es dazu trocken: „Die Präsidentschaftskanzlei kommentiert Landeswahlen nicht.“
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