Zunächst habe man die Probleme erkennen müssen: Eine Zusammenarbeit mit den Eltern war schwierig bis unmöglich; die Klassen waren zu heterogen; und den Kindern fiel wegen sprachlicher Defizite das eigenständige Lernen schwer. Aber: "Das sind unsere Kinder, unsere Familien, und wir lassen uns darauf ein", sagt Walach.
Die Schule hat maßgeschneiderte Lösungen für die Probleme entwickelt: Für die Kommunikation mit den Eltern gibt es nun das digitale Mitteilungsheft. Dabei handelt es sich um eine Handy-App, die Mitteilungen der Lehrenden in verschiedene Sprachen und Schriften übersetzt, auf dem umgekehrten Weg können die Eltern in ihrer Sprache antworten.
Aus drei Klassen hat man an der MS Gassergasse sechs Kleingruppen mit 12 bis 15 Schülern gemacht, die auf einem ähnlichen Niveau sind. "Eine Gruppe lernt das kleine Einmaleins, eine andere spiegelt Dreiecke, obwohl alle gleich alt sind", sagt Walach. So bekomme jedes Kind die Unterstützung, die es braucht.
Großen Wert legt die Schule auf gute Umgangsformen. "Wir bringen den Kindern bei, dass, wenn es vielleicht bei der Sprache mangelt, sie mit Höflichkeit punkten können", sagt die Direktorin.
Eine der Besten in der Schule ist die 14-jährige Sophia. Das große blonde Mädchen ist erst vor zwei Jahren aus Russland nach Österreich gekommen, spricht aber bereits fließend und grammatikalisch vollkommen korrekt Deutsch. Für den gleichaltrigen Valentin ist es schwieriger. Er kommt aus Serbien, längere Sätze auf Deutsch zu bilden, fällt ihm nicht leicht. Seine Mutter ist Alleinerzieherin, arbeitet in einem Supermarkt und hat kaum Zeit, die schulischen Fortschritte ihres Sohnes zu überwachen. Oft vergisst der quirlige Jugendliche, der nun einmal viel lieber Sport macht als zu lernen, die Hausübung oder kommt zu spät. "Hier braucht es viele Gespräche, auch mit der Schulsozialarbeiterin", sagt Walach.
Die Direktorin sieht sich nicht als "Opfer" einer gescheiterten Integrationspolitik. Stattdessen sei es wichtig, Gestaltungsfreiheiten bestmöglich zu nutzen. Und: "Man muss wegkommen von dem Gedanken, das sind die und das sind wir, weil wir gehören alle zusammen", sagt Walach.
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