Den Neos fehlt der X-Faktor
Angriffig bis untergriffig traten die Neos im Ibiza-U-Ausschuss auf, einmal fiel der Begriff "Oasch". ÖVP-Mann Andreas Hanger wurde nach einer TV-Diskussion mit einer ähnlichen, noch etwas expliziteren Formulierung bedacht.
Das warf Fragen auf: Wollen die Pinken nur noch eine Protestpartei sein? Treten sie bewusst nicht mehr so konstruktiv auf, wie in ihrer Anfangszeit, als sie allen die "Flügel heben" wollten?
An ausformulierten Programmen und detaillierten Positionspapieren mangelt es den Neos nach wie vor nicht. Was ihnen aber fehlt, und das ist seit jeher ein Dilemma liberaler Parteien in Österreich, ist ein Alleinstellungsmerkmal, das der breiten Bevölkerung vermittelbar ist. Neos-Insider ziehen gerne den Vergleich mit den Grünen, die den Klimawandel als Zukunftsthemen okkupiert haben. "Das fehlt uns", heißt es dann.
Bildung, Wirtschaft, Transparenz: Mit ihren aktuellen Prioritäten gelangen sie nur schwerlich in eine Themenkonjunktur. Zudem ist der Partei mit Sepp Schellhorn das wichtigste Bindeglied in die Unternehmerwelt abhandengekommen.
Kaum profitiert vom Kurz-Absturz
In den vergangenen Monaten pendelten die Umfragewerte der Neos zwischen 10 bis 13 Prozent. Sie konnten, trotz großer thematischer Schnittmengen, kaum vom Kollaps der türkisen ÖVP profitieren. Parteichefin Beate Meinl-Reisinger steht in der Kanzlerfrage bei rund sechs Prozent: Ein richtiges Zugpferd – das gilt aktuell aber für alle Parteichefs – ist sie damit nicht.
Vielleicht ist das auch nicht nötig: Bei Neuwahlen könnte sich die österreichische Version der deutschen Ampelkoalition, also Rot-Grün-Pink, ausgehen. Damit wäre das vorerst größte Ziel, eine Regierungsbeteiligung im Bund, erreicht.
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