Deckname Ernesto Zanetti: Was Sie über einen BVT-Beamten wissen sollten
Der gebürtige Kärntner Egisto Ott stieß 1993 zur BVT-Vorläuferin EBT und wechselte 2001 für acht Jahre als Verbindungsbeamter an die österreichische Botschaft in Rom. Einer von Otts Decknamen war „Ernesto Zanetti“. Von 2010 bis Mitte Dezember 2012 war er dann Attaché an der Botschaft in der Türkei.
„Hintergrund seiner Abberufung aus der Türkei sei „eine Intrige“gewesen, sagte Ott bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft aus. In der Türkei sollte er einer österreichischen Getränkefirma, die vor Ort Probleme hatte, anscheinend bei einer zivilrechtlichen Causa helfen. Laut Ott sollte er am Ende in einem Schiedsverfahren als Zeuge aussagen, ein mehrseitiges Statement soll für ihn dabei vorgefertigt worden sein, das er unterschreiben sollte. „Ich habe mich geweigert“, sagte Ott aus.
Ab 2015 war Ott dem wohl heikelsten BVT-Referat „Verdeckte Ermittler“ (VE) als VE-Führer zugeteilt. Bei der Justiz räumte Ott auch ein, dass sein Verhältnis zum BVT-Direktor Peter Gridling getrübt war. Es sei um lange zurückliegende Vorwürfe und Vorfälle gegangen.
Gridling hat Ott am 20. November 2017 wegen des Verdachts des Verrats von Staatsgeheimnissen angezeigt, zwei Tage später wurde bei Ott eine Razzia durchgeführt. Laut BVT-Bericht soll er „klassifizierte Dokumente sowie sonstige Informationen an einen fremden Nachrichtendienst weitergeben haben – angeblich an den russischen Geheimdienst“. Die Russen sollen ihn im Ausland angeworben haben, was er dem Vernehmen nach bestreitet.
Außerdem soll Ott sieben Mails mit vertraulichem bzw. geheimem Inhalt an seinen privaten Gmail-Account geschickt haben. Ein US-Geheimdienst hatte das bei der Internet-Überwachung spitz gekriegt und Gridling damit konfrontiert. Dem Vernehmen nach ist Ott der Ansicht, dass die Unterlagen nicht klassifiziert waren.
Nach einer Suspendierung wurde Ott im Juni 2018 dem Zentrum für internationale Angelegenheiten (ZIA) im BMI zugeteilt. Im Frühjahr 2021 wurde er kurzfristig verhaftet. Zuvor hatte ihn sein Ex-Vorgesetzter Martin W. belastet. Ott soll für Wirecard-Vorstand Jan Marsalek Datenbankabfragen durchgeführt haben. Auch das soll Ott in Abrede stellen.
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