Corona-Regeln: Messlatte für Verschärfungen bald erreicht

Das Unglück, so scheint es, nimmt wieder einmal seinen Lauf. Schien die Lage bei den Covid-Neuinfektionen und auf den Intensivstationen zuletzt einigermaßen stabil, hat sich die Dynamik nun wieder verschärft. Das spiegelt sich zunächst in der 7-Tage-Inzidenz wider: In knapp zwei Wochen hat sich dieser Wert auf 288,6 verdoppelt und liegt damit über dem Gipfel der dritten Corona-Welle im heurigen Frühjahr.
Anders als damals, als am Höhepunkt 615 Intensivbetten in Österreich mit Covid-Patienten belegt waren, sind es derzeit „nur“ 265. Die schlechte Nachricht: „Der Anstieg der Fallzahlen, den wir seit zwei Wochen sehen, beginnt jetzt auf den Intensivstationen anzukommen“, sagt Komplexitätsforscher Peter Klimek vom Complexity Science Hub in Wien.
Das Gesundheitsministerium bereitet deshalb in Abstimmung mit der Bundesregierung derzeit weitere Verschärfungen vor, „vorsorglich“, wie es heißt. Konkret geht es um jene Verordnung, die notwendig ist, damit die bereits bekannten Maßnahmen des Stufenplans in Kraft treten können, sobald die epidemiologische Lage es erfordert. Der Stufenplan orientiert sich ja bekanntlich an der Auslastung der Intensivstationen mit Corona-Patienten.
Vor allem Stufe 2 dürfte nun relativ rasch erreicht werden. Das Covid-Prognosekonsortium geht davon aus, dass in den nächsten zwei bis drei Wochen zwischen 300 und 435 Covid-Patienten auf den Intensivstationen betreut werden müssen.
„Im September hat man damit gerechnet, dass ungefähr ein Prozent der positiv Getesteten auf der Intensivstation landet. In den letzten Wochen haben wir gesehen, dass das nicht mehr ganz hinkommt. Wir sind jetzt eher bei drei Viertel dieses Wertes, also umgerechnet gegenwärtig etwa 30 Personen pro Tag“, erklärt Klimek.
Immerhin: „Die Prognose ist zumindest besser als letztes Jahr um diese Zeit“, sagt Klimek. Während er davon ausgeht, dass die 300 Betten-Marke schon bald erreicht sein wird, sei der Start von Stufe 3 noch abwendbar: „Bleiben die Inzidenzen annähernd gleich, heißt das, dass die 400 Betten-Schwelle nicht unbedingt erreicht werden muss“, sagt er.
Würde dieser Fall dennoch eintreten, gilt überall dort, wo derzeit die 3-G-Regel in Kraft ist, die 2,5-G-Regel. Ins Wirtshaus dürfen dann nur noch Geimpfte, Genesene und PCR-Getestete.
„Nägel mit Köpfen“Wien, das neben dem Burgenland nunmehr das einzige Bundesland ist, für das die Coronaampel nicht rot leuchtet, hat das bereits umgesetzt. Hier würde sich also nicht allzu viel ändern. Auch die Steiermark, Oberösterreich und Salzburg haben bereits über Bundesvorgaben hinaus ihre Maßnahmen verschärft oder bereiten sich darauf vor.
Dem Tiroler Intensivmediziner Walter Hasibeder, der im KURIER bereits mehrmals forscheres Vorgehen gegen die Pandemie gefordert hat, geht all das zu langsam. Er plädiert dafür, die Samthandschuhe gegenüber Impfskeptikern auszuziehen, wie er im Ö1-Mittagsjournal erklärte.
Während der Stufenplan für Geimpfte keine Verschärfungen vorsieht, könnten Ungeimpfte übrigens bald Post bekommen. In einem Brief der Sozialversicherung sollen sie über das erhöhte Risiko eines schweren Verlaufs informiert werden.
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