„Das hängt weniger mit Angst um die Gesundheit zusammen, sondern hat mit Sorgen um die Ausbildung und um Zukunftschancen zu tun“, sagt Bertram Barth, Chef des Integral-Instituts. Dem entsprechend machen sich die Jungen und noch in Ausbildung Befindlichen überdurchschnittlich Sorgen, dass sich das Virus „unkontrollierbar ausbreiten“ könnte. Und sie beschäftigen sich auch mehr als andere Bevölkerungsgruppen mit dem Thema Corona.
Drift in zwei Richtungen
Überraschungen gibt es auch, wenn man die Bevölkerungsgruppen nach ihren Parteipräferenzen betrachtet. Die Zufriedenheit mit den Maßnahmen verläuft nicht ganz den erwartbaren Linien entlang. Zwar halten ÖVP- und Grün-Wähler die Regierungsmaßnahmen überwiegend für angemessen, aber auch die SPÖ-Wähler weichen nicht besonders ab. Die Sozialdemokraten kommen dem Durchschnitt am nächsten von allen Parteien: 22 Prozent finden die Maßnahmen zu wenig weitreichend, 44 Prozent finden sie angemessen, aber einem Drittel der SPÖ-Wähler gehen die Maßnahmen zu weit.
Die Neos-Fans sind ebenfalls polarisiert: 35 Prozent von ihnen ist alles schon zu viel, 41 Prozent sind zufrieden, 24 Prozent genügen die Anstrengungen nicht.
SPÖ und Neos tun sich schwer
Was daraus folgt: SPÖ und Neos tun sich in ihrer Kritik an der Regierung schwer, ihre Wählerschaft zu treffen, denn diese zieht in verschiedene Richtungen. Bei der SPÖ zeigt sich, dass die größte Gruppe die Maßnahmen von Türkis-Grün für „angemessen“ hält.
Grundsätzlich sind aber sozialdemokratische Wähler eindeutig auf der Seite der Besorgten. Satte 86 Prozent der Sozialdemokraten finden, dass man die Bedrohung durch Corona „sehr“ oder „eher“ ernst nehmen muss. Noch etwas stärker betonen das die Wähler von ÖVP und Grünen.
Bei der ÖVP sagt überhaupt fast jeder Zweite (46 Prozent), man müsse Corona „sehr“ ernst nehmen, 42 Prozent sagen „eher“ ernst.
FPÖ fehlt glaubwürdiger "Anführer"
Die schärfsten Corona-Gegner kommen aus dem Lager der FPÖ – satte 64 Prozent der Blau-Sympathisanten gehen die Maßnahmen bereits über die Hutschnur.
Die FPÖ tut sich demnach leicht, eine kritische Linie einzuschlagen – nämlich genau die, die ihre Parteiführung ohnehin verfolgt: Sie profiliert sich als Stimme der Pandemie-Protestler. Integral-Forscher Martin Mayr: „Dieses Potenzial liegt bei 25 bis 30 Prozent. Mangels Glaubwürdigkeit ihrer Partei und ihres Führungspersonals ist die FPÖ aber derzeit nicht in der Lage, es in Stimmen umzuwandeln. Sobald sich ein neuer Anführer findet, sind diese Stimmen für die FPÖ wieder erreichbar.“
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