Pilnaceks Freundin: "Komme mir vor wie ein Buhmandl!“

Pilnacek
Karin W. wurde im Prozess um ein Buch zum Tod des Justiz-Sektionschefs mit Widersprüchen konfrontiert.

Karin W. erzählt gerne, und man hört ihr gerne zu. Sie weiß sich auszudrücken, jeder Satz ist druckreif. Die Geschichte, wie sie „den Christian“ kennen- und liebengelernt habe, hat sie schon in etlichen Interviews erzählt, aber auch an diesem Dienstagvormittag im Saal 303 des Wiener Landesgerichts wirkt es so, als würde sie einen ganz intensiv Teil haben lassen an einer anfangs schönen Geschichte.

Mit dramatischer Wende, weil der Mann, über den sie spricht, am 20. Oktober 2023 tot in der Donau gefunden wurde: Christian Pilnacek, einst mächtiger Justiz-Sektionschef.

Weniger gerne beantwortet die 54-Jährige Fragen. Und überhaupt nicht gern hat sie es, wenn man sie auf Widersprüche hinweist. Was vor Gericht eher schwierig ist, denn da herrscht Wahrheitspflicht. Plötzlich wird ihre samtige Stimme rau, die Sätze abgehackt. „Pfff. Ja, also, da muss ich jetzt. Das ist mir alles zu viel. Die Fragerei.“

Richter Daniel Potmesil wollte von ihr wissen, was es mit der Anzeige auf sich hatte, die das alles hier in Gang gesetzt hat (der KURIER berichtete). „Solche Fragen müssen Sie mir zugestehen.“

Forderung

Im März 2024 machte W. über ihren Anwalt Volkert Sackmann, der auch der Anwalt von Zackzack ist und der ihr „zur Verfügung gestellt“ wurde, eine Sachverhaltsdarstellung.

Demnach seien Kripo-Beamte nach dem Fund des Leichnams vor ihrer Tür gestanden und hätten Pilnaceks Handy, Schlüssel und Geldbörse „gefordert“, ohne sich auszuweisen. Der Vorwurf: Amtsmissbrauch. 

Peter Pilz berichtete auf zackzack.at über die vermeintliche Aktion eines „ÖVP-Putztrupps“ und veröffentlichte im Februar ein Buch über Ermittlungsfehler und ein mögliches Mordkomplott. Deshalb sitzen alle heute hier. Die Polizisten wollen das Buch einziehen lassen.

W. gestand in den Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs (die mittlerweile eingestellt wurden) ein, dass sie und ihre damalige Mitbewohnerin Anna P. die Beamten selbst gebeten hätten, die Sachen abzuholen. Diesen Widerspruch aufzuklären, gelingt ihr am Dienstag nicht.

Und bei Fragen zum Laptop und warum sie verschwieg, dass P. ihn hatte, gerät W. endgültig in Rage. „Ich sage jetzt gar nichts mehr. Das ist ein Wahnsinn! Ich komme mir vor wie ein Buhmandl!“

Im weiteren Verlauf sagt sie noch, dass man sie mundtot machen wolle, jemand Wanzen in ihrer Wohnung installiert habe und in diesem Land ja Zustände herrschen, „furchtbar“; aber das führt jetzt zu weit. Richter Potmesil kalmiert („Emotionen weg, die brauch ma nicht“), aber die Zeugin „kann nicht mehr“.

Die Zeugin muss aber. Und kann sich in der weiteren Befragung ein paar Mal nicht mehr so gut erinnern. Etwa daran, dass sie einmal behauptete, sie habe die Anzeige nur überflogen und wisse nicht, was da drinnen stehe. Da grätscht ihr Anwalt Sackmann hinein und betont, er habe nie etwas ohne Wissen seiner Mandantin eingebracht. Er könne sogar Screenshots mit ihren Eingaben vorlegen.

Erinnerung

Zu Journalist Gernot Rohrhofer, der auch ein Buch über Pilnacek geschrieben hat, sagte sie einmal, es sei ein „Fehler“ gewesen, sich auf Pilz einzulassen. Zu Pilz sagte sie dann, Rohrhofer habe ihr nahegelegt, das zu behaupten – weil sie sonst Schwierigkeiten mit den Polizisten bekäme.

An der Stelle hilft Pilz der Zeugin auf die Sprünge – er hat sich damals eine Notiz gemacht. Wird schon stimmen, sagt W., Pilz sei ein „super Aufdecker und Journalist“, der immer alles mitschreibe. 

So hat dieser sich auch akribisch notiert, dass W. bei drei Gelegenheiten gehört habe, dass Anna P. sagte, Bundespolizeidirektor Michael Takacs (der auch einer der Kläger ist) habe ihr empfohlen, Pilnaceks Laptop verschwinden zu lassen.

Gegen W. wird übrigens noch wegen falscher Zeugenaussage ermittelt. W. „interessiert das alles nicht mehr“, wie sie sagt. „Ich habe Besseres zu tun. Ich habe einen Lebensunterhalt zu bestreiten. Es geht mir nicht gut.“ Nach rund drei Stunden darf sie gehen.

Am Donnerstag werden weitere Zeugen befragt, zudem muss noch Anna P. als Zeugin kommen. Am Tag ihrer Befragung werden auch die Schlussanträge erwartet. 

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