Bis zu 13.750 Neuinfektionen, bevor Lockdown greift?

Medical ventilator being monitored by anaesthetist.
Statistikprofessor Erich Neuwirth errechnete anhand der Entwicklung der vergangenen Tage, mit welchem Höchststand in den kommenden zwei Wochen zu rechnen ist - ehe die nun beschlossenen Maßnahmen greifen.

Der Mathematiker und Statistiker Erich Neuwirth verfolgt das Pandemie-Geschehen in Österreich seit Ende Februar die ersten Fälle registriert wurden. In seinem Blog Just the covid facts bereitet Neuwirth täglich die aktuellen Zahlen auf. Den aktuellen Anstieg der Fallzahlen sagte er bereits im September voraus. 

Auch was den weiteren Verlauf der Fallzahlen betrifft, hat Neuwirth nun eine Rechnung angestellt. Nachdem davon auszugehen ist, dass die nun getroffene Maßnahmen - gemeint ist der Lockdown ab Dienstag - frühestens in zwei Wochen auch messbare Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen haben, rechnet der emeritierte Statistiker in einem Gespräch mit dem Standard mit einem weiteren Anstieg der Neuinfektionen auf 13.750 täglich. Erst danach sollen die Fallzahlen - rein rechnerisch - wieder bergab gehen. 

Peak Mitte November

Den Höchststand auf den Intensivstationen sehen Neuwirth wie auch Simulationsforscher Niki Popper bereits Mitte November auf uns zukommen. Unter Berücksichtigung der bisherigen, dynamischen Zuwachsraten und dem Prozentsatz der Hospitalisierten unter den positiv Getesteten würden dann rund 5500 Menschen mit einer Corona-Erkrankung im Spital liegen, rechnete Neuwirth nun vor. 825 auf der Intensivstation. 82 würden täglich sterben. 

Wobei es sich bei diesen Zahlen nicht um eine Prognose handelt, betont Neuwirth, sondern um eine "mathematische Hochrechnung auf Basis der bisherigen Zuwachsraten". 

Lockdown zu spät

Der Lockdown ab Dienstag hält Neuwirth für verspätet. "Hätte er (Bundeskanzler Sebastian Kurz, Anm.) mich vor einer Woche gefragt, hätte ich wahrscheinlich schon damals dazu geraten, möglichst schnell die Maßnahmen von heute zu implementieren", schrieb Neuwirth zuletzt auf Twitter. 

Für den KURIER schrieb Erich Neuwirth während der ersten Wochen der Corona-Pandemie Erklärstücke zu den wichtigsten mathematischen Begriffen rund um die Erfassung der Corona-Pandemie und gab in seinen Lage-Berichten eine aktuelle Einschätzung der Situation.

Sie können seine Beiträge hier nachlesen: 

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