Jahresvergleich: Gibt es durch Covid-19 mehr Todesfälle als sonst?

Eine gebrauchte, blaue Gesichtsmaske liegt auf einem Platz in Wien.
Lagebericht zur Coronakrise: Was genau meinen wir eigentlich, wenn wir von der sogenannten "Übersterblichkeit" reden? Und wie schlagen sich die aktuellen Todesfälle durch Covid-19 eigentlich auf die Jahresstatistik im Vergleich nieder? Der Statistiker Erich Neuwirth hat sich die Lage für den KURIER genauer angesehen.

Die Statistik Österreich hat die Zahlen der wöchentlichen Sterbefälle für mehrere Jahre zurück veröffentlicht. Damit kann man vergleichen, wie sich die Sterbefälle im Jahresverlauf in verschiedenen Jahren entwickelt haben - und wie groß die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Österreich im Vergleich ist. 

Da sich Sterbefälle im Winter häufen, werden die Effekte besser sichtbar, wenn man die einzeln Kurven von Anfang Juni eines Jahres bis Ende Juni des nächsten Jahres laufen lässt.

Die Kurven der Jahre seit 2010 sehen so aus:

Ein Liniendiagramm zeigt die Sterbefälle pro Kalenderwoche verschiedener Jahre, mit einem Peak um Neujahr.

In dieser Grafik fallen mehrere Dinge auf: Es gibt eine starke Häufung von Sterbefällen um die Jahreswende 2016-2017. Und es gibt auch eine auffällige Häufung im März 2018. Der Grund war in beiden Fällen eine massive Grippewelle.

In allen anderen Jahren (seit 2010) lagen die Sterbefallzahlen deutlich niedriger.

Die Zahlen von heuer liegen bis Kalenderwoche 11, also Ende März, im oberen Bereich der Jahre ohne massive Grippewellen.

Spätestens Ende März waren in den vergangenen Jahren die Grippewellen vorbei und die Kurven sind deutlich gesunken. Das ist heuer nicht der Fall, ab Ende März 2020 sind die Sterbefallzahlen deutlich höher als in den Jahren davor.

Interessant ist auch die Frage des Sterberisikos in verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Wir verstehen darunter die Zahl der Sterbefälle pro 1 Million.

Hier die Grafik zunächst für die Altersgruppe bis 65 Jahre:

Die Grafik zeigt die Sterbefälle pro 1 Mio nach Kalenderwoche, getrennt nach Geschlecht und Jahr.

In der Altersgruppe bis 65 ist die Sterblichkeit sehr gering, bei den Männern aber merkbar höher als bei den Frauen. Bei beiden Geschlechtern ist für 2020 (also gegen Ende der roten Kurve) keine Zunahme feststellbar. Covid-19 hat also bei den jüngeren Leuten keine erhöhte Sterblichkeit zur Folge.

Anders ist das bei der Altersgruppe 65+:

Diagramm der Sterbefälle pro 1 Mio. nach Geschlecht und Kalenderwoche, mit Hervorhebung der Neujahrsspitzen.

Hier sind zwei große Unterschiede festzustellen: Erstens ist das Sterberisiko in dieser Altersgruppe für Männern merkbar höher als für Frauen.

Zweitens ist das Sterberisiko der Männer seit Ende Jänner - also seit Ausbrechen der COVID-19-Infektionen - deutlich höher als in den Jahren davor (mit Ausnahme der Jahre mit starken Grippewellen). Und im Gegensatz zu Jahren mit Grippewellen bleibt das Sterberisiko auch in den letztvergangenen Wochen hoch.

Seit dem Ausbruch der COVID-19-Infektionen kann mann also einen merkbaren Einfluss auf das Sterberisiko feststellen. Besonders betroffen sind ältere Männer. 

Und zum Schluss geben wir wie immer noch einen kurzen Überblick über die aktuelle Lage in Österreich

Der aktuelle Stand - 23. April, 15.00 Uhr

Registrierte Infektionen: 14963
Neue Fälle (vergangene 24 Stunden): 92
Neue Genesene: 366
Genesene insgesamt: 11694

Ein Banner zum Thema Coronavirus mit Informationen und Grafiken.

Frühere Teile der Serie von Erich Neuwirth:

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