Lehramtstudium wird verkürzt: Grüne stimmen Polascheks Plan zu
Immer wieder hat Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) im vergangenen Jahr angekündet, das Lehramtstudium für mittlere und höhere Schulen verkürzen zu wollen. Eva Blimlinger, Wissenschaftssprecherin der Grünen, war aber "im Grunde" dagegen. Sie sah darin unter anderem keine wirksame Maßnahme gegen den Lehrermangel. Die Verhandlungen verzögerten sich.
Umso erfreuter zeigt sich Polaschek über die Einigung mit dem Koalitionspartner, die er am Mittwoch mit Grünen-Klubobfrau Sigi Maurer im Ministerrat präsentiert hat. Dem Vernehmen nach junktimierten die Grünen ihre Zustimmung mit einem Ja der ÖVP zur Einführung eines Psychotherapiestudiums an den öffentlichen Unis – diese Änderungen sollen demnächst in Begutachtung gehen.
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Fünf Jahre Ausbildung für alle
"Wir verkürzen die weltweit längste Lehrerinnen- und Lehrerausbildung", sagt Polaschek. Die Ausbildung von Volksschullehrerinnen dauerte bisher 8 Semester im Bachelor und 2 Semester im Master – also mindestens 5 Jahre. Jene für Mittelschulen, Gymnasien sowie mittlere und höhere Schulen dauerte bisher 8 Semester im Bachelor und 4 Semester im Master – also mindestens 6 Jahre. Danach folgte noch eine meist einjährige Induktionsphase, während der die Junglehrer von erfahrenen Kollegen in den Lehrberuf eingeführt werden.
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Was genau sich durch die Reform ändert:
- Die Ausbildungsdauer wird generell auf fünf Jahre festgelegt.
- Der Bachelor wird auf 6 Semester verkürzt, der Masterabschluss ist nach zwei weiteren Jahren Studium möglich. Das gilt durch die Reform für alle Studien.
- Studierende, die schon während des Masterstudiums in der Schule arbeiten, können sich diese praktischen Erfahrungen für die Induktionsphase anrechnen lassen. Damit das einfacher wird, will die Regierung die Zahl der berufsbegleitenden Angebote im Master erhöhen. Dafür soll die Abstimmung zwischen Hochschulen und den Bildungsdirektionen verbessert werden. Ziel: Eine grundsätzlich bessere Verschränkung von Praxis und Theorie im Masterstudium.
- Mit "Inklusiver Pädagogik" und "Deutsch als Zweitsprache" gibt es zwei neue, verpflichtende Lehrveranstaltungen.
- Was im Zuge des Pakets auch vorbereitet werden soll, sind dienstrechtliche Schutzfunktionen für Junglehrer. Dazu gehört, dass sie bis zum Abschluss des Masters nur für eine halbe Lehrverpflichtung eingesetzt werden, keinen Klassenvorstand und auch keinen fachfremden Unterricht übernehmen müssen. Diese Änderungen werden voraussichtlich im Rahmen einer Dienstrechtsnovelle eingebracht.
Polaschek: Neueinsteiger können umsteigen
"Wir müssen das alte Denken durchbrechen, um für die Studierenden und all jene, die in den Lehrberuf einsteigen, nachhaltige Verbesserungen zu schaffen", sagt Sigi Maurer. Polaschek spricht von einem "bundespolitischen Meilenstein". Erarbeitet hat die Regierung die Reform des Lehramtstudiums mit den Pädagogischen Hochschulen und Universitäten sowie dem Qualitätssicherungsrat für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung (QSR).
Ab heute startet die Begutachtungsfrist des neuen Pakets. Sie dauert bis Mitte Februar.
Könnte die Reform dazu führen, dass für das kommende Semester weniger Personen ein Lehramtstudium beginnen? Dann gilt die neue Regelung nämlich noch nicht. Wer jetzt ein vierjähriges Studium beginne, könne in ein dreijähriges übertreten können, kalmiert Polaschek.
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Wie "Klasse Job" wirkt
Um dem Lehrermangel entgegenwirken zu können, hat Türkis-Grün vor mehr als einem Jahr die Maßnahme "Klasse Job" beschlossen. Sie soll den Quereinstieg in den Lehrberuf erleichtern. Laut Bildungsministerium haben sich dafür bisher 4.800 Personen angemeldet, 2.300 seien bereits angenommen worden.
Für das aktuelle Schuljahren seien rund 7.000 offene Stellen besetzt worden. Zudem habe es ein Plus von rund 1.000 Neuanfängern beim Lehramtstudium zum Studienstart 2023/24 gegeben.
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