Nach Spesen-Affäre: Bei den Blauen brechen die Dämme
Jetzt gibt es kein Halten mehr: Seit bekannt ist, dass Heinz-Christian Straches Ex-Leibwächter und seine langjährige Büroleiterin der FPÖ Scheinbelege verrechnet haben sollen, und Strache bis zu 10.000 Euro an Spesen sowie einen Mietzuschuss von 2500 Euro im Monat von der Wiener FPÖ erhalten hat – brechen alle Dämme.
Kaum bekannte sich FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp zum Mietkostenzuschuss aus der Wiener Kasse machte das Gerücht die Runde, Strache erhalte vom FPÖ-Klub weitere 2000 Euro für seine Miete. „Eine glatte Lüge“, heißt es seitens der FPÖ zum KURIER. Nicht negiert wird indes, dass Norbert Hofer in seinem Wohnhaus im burgenländischen Pinkafeld 2016 von der Partei Geld für einen Gartenzaun bekam. Die FPÖ übernahm die Kosten aus Sicherheitsgründen, weil Fremde auf das Grundstück eindrangen. (Hofer kandidierte damals für die Hofburg). Dass auch Hofers Wiener Wohnung von der FPÖ bezahlt wird – das wird offiziell bestritten und mit Klage bedroht.
FPÖ Spesenaffäre: Staatsanwaltschaft bestätigt Einvernahmen im Umfeld Straches
Gartenzaun & Gage
Offengelegt hat Philippa Strache mittlerweile, dass sie als „ehrenamtliche“ Tierschutzbeauftragte der Partei seit drei Jahren im FPÖ-Klub angestellt ist. Ob ihr Gehalt zwischen 10.000 und 15.000 Euro liegt, wie von FPÖ-Kreisen kolportiert, wollte sie nicht sagen. Philippa Strache kandidiert für die Freiheitlichen am kommenden Sonntag auf Platz drei der Wiener Landesliste. Ihr Chef, Dominik Nepp, ließ Donnerstag Nachmittag in der Causa ihres Mannes wissen: „In der laufenden Überprüfung konnten bis dato keine Ungereimtheiten festgestellt werden.“ Er ersuche die Behörden, alle Belege ‐ zur internen Kontrolle der FPÖ Wien in Kopie zu übermitteln, „da wir an einer vollständigen Aufklärung ebenso interessiert sind“.
Aufklärungswürdig ist auch eine anonyme Anzeige, die an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ergangen sein soll. Diese ist online abrufbar. Deren Einlangen wird aber seitens der Justiz nicht bestätigt. In dem Schreiben heißt es, dass Strache „regelmäßig Sporttaschen mit hohen Summen Bargeld erhalten“ haben soll. Es soll sich um Schmiergeld in Zusammenhang mit einem Mandatskauf und dem Kauf des Hotel Panhans am Semmering handeln. „Das ist erstunken und erlogen“, lässt Heinz-Christian Strache den KURIER wissen.
Das sagt auch der angebliche Geldgeber. Der Chef der ukrainischen Panhans-Holding-Gruppe, Viktor Babushchak, die am Semmering mehrere Hotels und das Skigebiet betreibt, will „ derart schwachsinnige Berichte“ auf KURIER-Nachfrage erst gar nicht kommentieren. „Einen noch größeren Unsinn habe ich noch nie gehört“, so Babushchak. Er sieht sich als Opfer des Wahlkampfes – zumal bereits ermittelt wurde.
Das insolvente Hotel Panhans wurde ursprünglich 2012 über eine Firma des damaligen niederösterreichischen FPÖ-Abgeordneten Thomas Schellenbacher und ukrainischer Investoren für fünf Millionen Euro gekauft. Schellenbacher galt als enger Vertrauter und Geschäftspartner von Babushchak und anderer Ukrainer.
Im Zusammenhang mit dem Hotelkauf wurde jahrelang wegen des Verdachts der Geldwäsche gegen alle Beteiligten ermittelt. Das Verfahren ist schließlich von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ohne Ergebnis eingestellt worden. Eine mögliche Beteiligung von Strache hätte den Ermittlern damals schon auffallen müssen, heißt es seitens der Betroffenen.
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