Bald nur noch 19 Grad im Büro? Was im Winter auf uns zukommt
Beim Thema Energiesparen fällt Österreich derzeit als Nachzügler auf. Andere europäischen Staaten versorgen die Bevölkerung seit Wochen mit Energiespartipps und regulieren die Raumtemperatur gesetzlich (siehe unten). Das in Österreich für die Energiesparkampagne zuständige Klimaschutzministerium von Leonore Gewessler (Grüne) lässt sich noch Zeit.
Erst Mitte September – also wohl kommende Woche – soll die Kampagne starten. Wie sie ausgestaltet sein wird, wer sie erstellt hat und was sie kostet, ist noch unbekannt.
Gefahr groß
Dabei ist die Gefahr einer Stromknappheit groß, glaubt Energieexperte Stephan Fickl von der Österreichischen Energieagentur: „In Frankreich sind viele Atomkraftwerke vom Netz, die Wasserkraft schwächelt, wir gehen auf eine echte Stromknappheit zu“, sagt der Experte.
Wie erklärt das Ministerium den späten Start der Kampagne? „Laut Einschätzung von Expertinnen und Experten hat eine Energiesparkampagne den größtmöglichen Effekt kurz vor der Heizsaison“, heißt es. Im Sommer verbrauchen österreichische Haushalte, etwa im Unterschied zu den deutschen, kaum Erdgas. Erneuerbare Energien aus Wasser, Wind und Sonne können den Strombedarf decken. Mit Stromsparen könne man in Österreich im Sommer also auch kein Gas sparen, das komme erst im Winter zum Einsatz, wird argumentiert. Dass die Kampagne vor allem auf den Energieverbrauch der Haushalte abzielt, hält Fickl für richtig. „Viele sparen bereits oder können kaum mehr sparen, aber einige sind beim Energieverbrauch jenseits von Gut und Böse.“ Er empfiehlt unter anderem den Tages-Stromverbauch am Zähler abzulesen. „Ein Verbrauch von drei bis vier Kilowattstunden pro Tag und Person sind in Ordnung, unter 2 kWh ist man gut. “
Keine Wollpulli-Pflicht
Fest steht: Die steigenden Strom- und Heizkosten belasten nicht nur Haushalte, sondern auch Betriebe.
Über die Raumtemperatur könnten Unternehmen Energie sparen. Sie wird auf betrieblicher Ebene festgelegt. Bei Arbeiten mit hoher körperlicher Belastung muss die Raumtemperatur mindestens 12 Grad Celsius, bei normaler Belastung 18 und bei niedriger 19 Grad betragen.
Noch debattiert die Arbeitsgruppe der Ministerien, ob es eine Empfehlung für kühlere Büros in allen Unternehmen geben soll. Eine Verpflichtung für den Privatsektor sei jedenfalls nicht geplant, heißt es aus dem Wirtschafts- und Arbeitsministerium (BMWuA).
Arbeitgeber könnten auch sparen, indem sie auf Homeoffice umstellen. Aber: Der Arbeitgeber kann niemanden zum Homeoffice zwingen. Es braucht dafür eine schriftliche Vereinbarung zwischen beiden Seiten. „Der Arbeitgeber kann Kosten nicht auf Beschäftigte abwälzen, indem er sie von zu Hause arbeiten lässt. Die gesetzlich vorgeschriebene Homeoffice-Vereinbarung stellt klar, dass genau diese Einseitigkeit nicht möglich ist“, sagt Philipp Brokes, Arbeitsrechtsexperte bei der AK Wien, zum KURIER. Das soll laut BMWuA auch so bleiben.
Erste Spartipps
Was das Ministerium trotz der noch geheimen Kampagne nicht verschweigen will: Dass Stromsparen immer eine gute Idee sei. Deshalb übermittelte es Beispiele, die Teil der Kampagne sein dürften:
- Waschen: Wer bei jedem zweiten Waschgang die Waschmaschinentemperatur auf 30 Grad Celsius senkt, sparte im Jahr 88 kWh.
- Beleuchtung: Wer auf LED-Lampen umstellt, kann bis zu 90 Prozent Energie sparen.
- Küche: Etwa fünf Prozent seines Verbrauchs spart, wer beim Kochen den Deckel auf dem Topf lässt.
- Kühlen: Desto wärmer der Kühlschrank, umso sparsamer: Jedes höher gestellte Grad Celsius senkt den Verbrauch um sechs Prozent.
- Elektrogeräte: Wer seine elektronischen Geräte vom Stromstecker nimmt, statt sie im Stand-by-Modus zu lassen, kann bis zu zehn Prozent seines Jahresverbrauchs sparen.
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