Am kommenden Dienstag laden Arbeiterkammer und ÖGB die zuständigen Ministerinnen Christine Aschbacher (Arbeit) und Margarete Schramböck (Wirtschaft) sowie Sozialminister Rudolf Anschober und Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer zu einem Gespräch.
Seit dem historischen Arbeitslosenrekord Mitte April mit 588.000 Personen ohne Job gehen die Arbeitslosenzahlen nur langsam wieder zurück. Zum Höhepunkt der Krise waren zusätzlich mehr als 1,3 Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit. Von Normalisierung kann also noch lang keine Rede sein. „Der kommende Winter wird neuerlich zu einer großen Belastungsprobe für uns“, prognostiziert AMS-Chef Johannes Kopf, der zuletzt selbst krankheitsbedingt monatelang außer Gefecht war. Tourismus, Gastronomie und Zeitarbeit seien überdurchschnittlich stark von Arbeitslosigkeit betroffen, insbesondere junge Menschen.
Auf Arbeitssuche ist auch die Wienerin Caroline Scheidl (Name geändert). Die 33-jährige Alleinerzieherin hätte gerne einen Büro-Teilzeitjob. „Etwas Kaufmännisches, das sich mit meinem Kind vereinbaren lässt. Allerdings gibt es nur geringfügige Angebote oder Vollzeitjobs, was für mich zeitlich nicht machbar ist, da meine Tochter noch zu klein ist.“ Die Angebote seien durch Corona auf Null gesunken. „Mein Betreuer hat seit März kein einziges Angebot für mich finden können.“
Scheidl ist eine von derzeit 204.408 arbeitslos gemeldeten Frauen in Österreich. Ein Plus von 26,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erholung kommt laut AMS erst dann, wenn es eine Impfung gibt.
Besonders stark trifft die Wirtschaftskrise auch die Industrie, trotz Kurzarbeit. Rund ein Drittel der Metallbetriebe geht davon aus, heuer Stellen abbauen zu müssen. Schätzungen zufolge könnten in der Branche folglich rund 7.000 Arbeitsplätze wegfallen.
Ein paar Zahlen: Im steirischen Kindberg will die Voest fast ein Viertel der rund 1.100 Beschäftigten einsparen. Bei der voestalpine Aerospace in Kapfenberg betrifft das sogar rund ein Drittel der knapp 800 Arbeitnehmer. Beim oberösterreichischen Luftfahrtzulieferer FACC spricht man von einem Stellenabbau von bis zu 700 Jobs, großteils in Österreich.
Auch andere Branchen sind betroffen: Elektronikhandelsketten und Fluglinien sprechen von Stellenabbau. Wäschehersteller Wolford hat 54 Beschäftigte zur Kündigung angemeldet, Konkurrent Huber 70 Kündigungen ausgesprochen. Ob der Stellenabbau immer ausschließlich mit der Krise zu tun hat, ist nicht leicht zu sagen. Motorenhersteller ATB etwa, seit 2011 in chinesischer Hand, schließt den Standort in Österreich, 400 Jobs sind weg. In Tirol kündigte Swarovski an, im Herbst in Wattens 1.000 Stellen abzubauen.
Dennoch spricht die Wirtschaftskammer davon, dass viele Unternehmen keine Mitarbeiter fänden. Alleine in der IT-Branche seien 20.000 Posten frei, in der Pflege 2.500, im Handwerk und Gewerbe werde dringend nach Fachkräften gesucht. Fix ist jedoch: Im Herbst folgen weitere Kündigungen. AMS-Chef Kopf: „Es gibt viel zu tun.“
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