Höheres Arbeitslosengeld? "Menschen wären ja dumm, wenn sie arbeiten"

Höheres Arbeitslosengeld? "Menschen wären ja dumm, wenn sie arbeiten"
AMS-Chef Johannes Kopf spricht im KURIER-Interview über Arbeitszeitverkürzung und die Prognosen für 2021.

KURIER: Herr Kopf, am Montag gibt es im Parlament eine Sondersitzung zum Thema Arbeitsmarkt. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner will eine Arbeitszeitverkürzung auf 80 Prozent bei 95 Prozent des Nettoeinkommens. Der freiwillige Verzicht auf Arbeitszeit der Arbeitnehmer soll neue Arbeitsplätze schaffen. Gibt es wirklich diesen Automatismus: Entstehen mehr Arbeitsplätze, wenn die Arbeitszeit verkürzt wird?

Johannes Kopf: Dieses Modell gibt es in Österreich schon. Es heißt Solidaritätsprämie und wird beispielsweise von der Voestalpine in Anspruch genommen. Vier Leute arbeiten 80 Prozent und ein fünfter Mitarbeiter wird eingestellt. Der Verdienst liegt bei 90 Prozent des vorherigen Einkommens. Die Differenz zahlt das AMS mit einer Förderung. Das ist aber ein sehr kleines Programm.

Was sind die Gründe für den geringen Bedarf?

Es funktioniert nur selten, dass vier Menschen weniger arbeiten und dafür ein Fünfter einen Arbeitsplatz bekommt. Weil man selten wo 500 Arbeitsplätze hat, wo die Leute alle das Gleiche machen. Das ist eine Frage der Qualifikation und die ist generell ein großes Thema. Das ist auch der Grund, warum wir trotz der höchsten Arbeitslosigkeit nach wie vor auch einen Fachkräftemangel haben. Kurzarbeit ist ein Erfolgsmodell, weil Betriebe dabei flexibel auf veränderte Auftragslagen reagieren können. Bei einer generellen Arbeitszeitverkürzung würde man diese Flexibilität nehmen. Auch würde die Wettbewerbsfähigkeit darunter leiden und die Gefahr bestünde, dass dann die Produktion in andere Länder verlagert wird. Kurzarbeit bietet Betrieben mehr Flexibilität.

In der Wintersaison werden 500.000 Arbeitslose erwartet. Wenn die Kurzarbeit im Frühjahr 2021 nicht verlängert wird, wie hoch wird dann die Arbeitslosigkeit wachsen?

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