Arbeit nach dem Corona-Camp: "Goldader der Flexibilisierung freilegen"

Bernd Marin in seinem Garten: Er arbeitet im Weinviertel – vernetzt mit der ganzen Welt
Die 4-Tage-Woche ist nötig, um in einer Rund-um-die-Uhr-Hochleistungswirtschaft bestehen zu können, sagt Sozialforscher Bernd Marin.

KURIER: Herr Professor, Ihr neues Buch handelt davon, was uns nach dem „Corona-Camp“ erwartet. Waren die Corona-Maßnahmen zu hart und wurde damit der Wirtschaft und den Arbeitsplätzen zu sehr geschadet?

Bernd Marin: Asiatische Tigerstaaten wie Taiwan waren seit 2003 gut auf eine neue Pandemie vorbereitet. Noch am 31.12.2019 wurden die Flüge aus Wuhan gekappt und 124 Präventivmaßnahmen erfolgreich umgesetzt. Ergebnis: Taiwan hat nur sieben Tote – ohne Lockdown. Europa und die USA haben den Ausbruch ohne Vorkehrungen acht bis zehn Wochen verleugnet, verschlafen, dann kamen Schockstarre und später Pandemie-Panik. Ein selbst verschuldetes Fiasko, je hunderttausende Tote und ein ökonomischer Kollaps. Die USA haben die meisten Corona-Toten, bis Juni 46 Millionen mehr Arbeitslose, eine Rate doppelt so hoch wie in der Finanzkrise 2008. Die indirekten Todesfälle infolge der Corona-Krise, die nicht am Virus sterben, dürften etwa doppelt so hoch werden wie die Zahl der direkten Corona-Toten.

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