Ahmet Toprak: Warum muslimische Buben Bildungsverlierer sind

Muslim boy learning how to make Dua to Allah
Der Erziehungswissenschafter über traditionelle Erziehung, Kopftuchverbot und muslimische Buben, die Grenzen suchen.

Sie brechen häufiger die Schule ab und bringen schlechtere Noten nach Hause: Buben aus muslimischen Familien sind die Bildungsverlierer unserer Generation. Das belegen zahlreiche Studien. Doch wo liegen die Ursachen? Darüber hat sich Ahmet Toprak Gedanken gemacht und eine Streitschrift verfasst. Titel: „Muslimisch, männlich, desintegriert.“ Toprak lehrt als Erziehungswissenschaftler an der FH Dortmund, hat selbst türkische Wurzeln und arbeitete zehn Jahre mit gewalttätigen Jugendlichen.

Seine These: Ein Grund für das Scheitern liegt in der traditionellen Erziehung. Die Eltern stammen meist aus türkischen oder arabischen Dörfern und aus bildungsbenachteiligen Milieus – sie lassen ihren kleinen Prinzen alle Freiheiten, setzen selten Grenzen und erziehen sie zu unselbstständigen jungen Menschen, die nie Verantwortung für ihr Tun übernehmen müssen.

KURIER: Befürchten Sie nicht, jetzt von manchen Muslimen als Nestbeschmutzer beschimpft zu werden?

Ahmet Toprak: Nein, die These stammt ja nicht von mir, sondern ist ein Ergebnis der PISA-Studie (Anm.: Die Zahlen wurden nur für Deutschland so genau ausgewertet), die es so zusammenfasst: Neue Bildungsverlierer sind männlich, muslimisch und kommen aus der Großstadt. Mein Ziel ist es, hinter diesen Dreiklang zu schauen. Ich argumentiere ausgewogen und differenziert, wodurch ich die Jugendlichen auch entlaste.

Ein Argument für das Schulversagen lautet: „Türkische Burschen sind Opfer der Diskriminierung “.

Das sind die üblichen Argumente. Und ja, sie werden diskriminiert, genauso wie die Mädchen. Da stellt sich die Frage: Warum schaffen die Mädchen das dann?   

Warum schaffen sie’s?

Mädchen kommt es in der Schule zugute, dass sie gelernt haben, ordentlich zu sein, Dinge anständig zu erledigen, im Team zu arbeiten. Der Bursche erlernt das im Elternhaus viel seltener.

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