Strenge Regeln für Hausapotheken
Geregelt ist die Errichtung von Hausapotheken im Apothekengesetz. Dort ist unter anderem festgelegt, dass Allgemeinmediziner nur dann eine Hausapotheke betreiben dürfen, wenn sich in der entsprechenden Gemeinde keine öffentliche Apotheke befindet und wenn die nächste Apotheke mehr als sechs Straßenkilometer von der Ordination entfernt ist. Was in der Vergangenheit öfter schon zu zähen Rechtsstreitigkeiten und kuriosen Auswüchsen geführt hat. Etwa, dass Ärzte oder Apotheker ihren Standort in einem entlegenen Container errichteten, um die Abstandsregeln einhalten zu können.
Zahl der Hausapotheken schrumpft
Um die Jahrtausendwende gab es noch jeweils rund 1.100 Apotheken und Hausapotheken. Mittlerweile ist die Zahl ersterer auf 1.426 geklettert (dazu kommen noch 32 Filialen), während jene der Hausapotheken wegen rechtlicher Verschärfungen auf rund 800 zurückgegangen ist.
Aus gutem Grund habe man schon vor Jahrhunderten den Beruf des Arztes und Apothekers getrennt, argumentiert Gerhard Kobinger, zweiter Vizepräsident der Apothekerkammer. Denn es könne nicht sein, dass ökonomische Interessen einen möglichen Einfluss auf die Verschreibungspraxis des Arztes haben.
Und die sind beträchtlich: Laut Kobinger könne ein Arzt mit einer Hausapotheke sein Monatseinkommen um 70 bis 100 Prozent aufbessern. Weshalb die Ärztekammer überzeugt ist, es würden sich viele der dringend benötigten neuen Kassenärzte finden, gäbe es Erleichterungen oder zumindest Rechtssicherheit für den Betrieb einer Hausapotheke.
Eine Frage des Geldes
Kobinger lässt das nicht gelten: „Stattdessen soll die Ärztekammer dafür sorgen, dass die Honorierung der Hausärzte so hoch ist, dass sie nicht auf dieses zweite Standbein angewiesen sind.“ Umgekehrt könne keine Apotheke überleben, würde neben ihr eine Hausapotheke entstehen.
Und so wogt der Streit hin und her, ohne dass ein Einvernehmen in Sicht ist. „Wenn seitens der Apotheken behauptet wird, uns fehle die fachliche Qualifikation kann ich nur lachen und auf die umfassende pharmazeutische Ausbildung im Medizinstudium verweisen“, sagt Silvester Hutgrabner von der Ärztekammer. „Die medizinische Ausbildung der Apotheker, die immer mehr Aufgaben - wie etwa das Impfen - übernehmen wollen, ist jedenfalls nicht so groß.“
Wenig Verständnis für einen Ausbau der Hausapotheken, die es außerhalb Österreichs kaum wo gebe, hat die Wiener Ökonomin Maria Hofmarcher. "Sie können zu höheren Kosten führen, weil die Gefahr besteht, dass größere Mengen an teuren Medikamenten verschrieben werden. Es fallen dazu noch Kosten für Administration und Lagerung an."
Laut Expertin könne eine Versorgung via Hausapotheke in entlegenen Bergtälern durchaus Sinn machen, für einen weiteren Ausbau sieht sie aber keine Notwendigkeit. „Anstatt um Pfründe zu streiten, sollten Ärzte und Apotheken überlegen, wie sie im Sinner der Patienten besser kooperieren können.“
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