Gerichtspsychiaterin Kastner über Gewalttäter: "Bei einigen ist Hopfen und Malz verloren"

Gerichtspsychiaterin Kastner über Gewalttäter: "Bei einigen ist Hopfen und Malz verloren"
Adelheid Kastner erklärt, wie Gewalttäter gescreent werden könnten und warum bei manchen nur die Abschiebung hilft.

Seit 2011 gab es in Österreich 563 Morde – davon 305 an Frauen und 258 an Männern. Welche Tätertypen es gibt und warum bei einigen Männern aus arabischen Kulturen „Hopfen und Malz“ verloren ist, erklärt die forensische Psychiaterin Adelheid Kastner.

KURIER: Frau Kastner, was sind die Hauptmotive für die Häufung an Femiziden?

Adelheid Kastner: Es gibt drei Gruppen, die töten. Die kleinste Gruppe sind die psychopathischen Machtmenschen, die nicht ertragen, dass sich jemand gegen sie stellt. Dann gibt es relativ Unauffällige, weil sie bis zur Tat funktionieren, die aber eigentlich beziehungsunfähig sind. Das fällt nicht auf. Denn diese Paare leben nebeneinander im selben Haushalt, hatten aber nie eine wirkliche Beziehung. Irgendwann gab es da eine Verliebtheit, die vergeht, und dann gibt es keine Beziehung mehr, sondern ein Zusammenleben im vorgegebenen Rahmen. Dass man auf den anderen eingeht, den Partner wahrnimmt oder umfassend emotional bindet – das gibt es bei diesen Paaren nicht. Da steht das Funktionieren im Vordergrund.

Warum werden diese Männer zu Mördern, wenn sie nicht emotional an die Partnerin gebunden sind?

Weil es versteckte Narzissten sind. Das sind Typen, die lieber zerstören und alles ausradieren, bevor sie verlieren. Ihnen fehlt der emotionale Tiefgang zu sich selber, aber auch in der Beziehung. Wenn man diese Männer fragt, wie es ihnen vor der Tat gegangen ist, bekommt man oft nur als simple Antwort: „Nicht gut.“ Zu einer vielschichtigen Gefühlsbeschreibung sind diese Männer nicht fähig. Diese Personen kann man auch durch Screening-Programme nicht fassen, weil sie vor der Tat nie übergriffig wurden. Das sind ganz normale, unauffällige Männer, die bei Trennungen beschließen – so nicht. Und dann aufs Ganze gehen.

Die Politik fordert mehr Gewaltprävention. Bei dieser Gruppe von Tätern bringt sie offenbar nichts. Bei welchem Typus sollte sie zur Anwendung kommen ?

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