Abdullah-Zentrum in Wien eröffnet

Abdullah-Zentrum in Wien eröffnet
Der neue Prunkbau am Ring wurde weiträumig abgesperrt. Hochkarätige Gäste wohnten der Eröffnung bei.

Schon eine Stunde vor Beginn der Eröffnungszeremonie für das Abdullah-Zentrum für den interreligiösen und interkulturellen Dialog entlässt ein Bus am Montag um 18 Uhr eine illustre Schar vor der Wiener Hofburg: Muslime mit Bärten und Kufiya auf dem Kopf, Frauen mit dem roten Hindu-Punkt auf der Stirn, Juden mit Kippa und auch eine schwarze Nonne ganz in Weiß ist dabei.

Nach strengen Sicherheitschecks am Eingang, der von der Polizei weiträumig abgeriegelt ist, strömen sie in die ehemalige Habsburgerresidenz, wo UN-Generalsekretär Ban Ki-moon die zentrale Rede hält. Er spricht davon, dass es zu viel „hasserfüllte Politik“ gebe. Religiöse, kulturelle und ethnische Grenzen müssten überwunden werden. Und: „Ich bin überzeugt davon, dass das Zentrum die Menschen zusammen bringen wird.“

Auch in anderen Reden, etwa der Außenminister der Gründungsstaaten Saudi-Arabien, Spanien und Österreich, wird die Wichtigkeit des gegenseitigen Respekts unterstrichen. Michael Spindelegger nennt das Zentrum in dieser Hinsicht einen „Meilenstein im Dialog“. Sein saudischer Kollege preist in seiner weitgehend auf Arabisch gehaltenen Rede Wien als „sehr gemütlichen“ Ort – und formuliert diese Passage auf Deutsch. Als Schnittpunkt verschiedener Kulturen sei die Bundeshauptstadt als Sitz des Zentrums hervorragend geeignet. Nach den vielen Ansprachen dürfen sich die Festgäste dann am Galadiner laben – koscher, halal oder vegetarisch. Alkohol gibt es auf diesem Bankett keinen.

„Große Sorgen“

Schauplatzwechsel: Vor der Hofburg haben die Grünen eine Demonstration organisiert. „Wir haben große Sorgen, dass Saudi-Arabien (Hauptfinanzier mit bis zu 15 Mio.€) die Begegnungsstätte bloß als Feigenblatt benützt – um sagen zu können ,Seht her, wir sind für Dialog‘. Zugleich aber wird die Unterstützung wahhabitischer Strömungen (die den Koran sehr rigid auslegen) in Europa fortgesetzt“, sagt die Abgeordnete Alev Korun zum KURIER.

Sie habe mehrmals Spindelegger und die Bundesregierung auf die Bedenken hingewiesen. „Die Reaktion war einerseits naiv, weil sie glauben, dass das Zentrum automatisch positive Auswirkungen auf den internationalen Dialog und auf die Situation in Saudi-Arabien, wo jede andere Religion verboten ist, haben wird. Andererseits wurde mit Wirtschaftsinteressen argumentiert“, so Korun. Mitstreiter von der „Initiative Liberale Muslime Österreich“ befürchten zudem eine starke Einflussnahme Saudi-Arabiens.

Das Generalsekretariat des Zentrums dementiert solche Vorwürfe. Der Vatikan, der im Zentrum Beobachterstatus hat, betonte, dass es sich um eine „unabhängige, internationale Institution“ handle. Zurückhaltender zeigte sich Rabbi David Rosen, er ist Repräsentant des Judentums in dem Zentrum: „Wir müssen erst beweisen, dass die Initiative echt ist.“

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