4,7 Milliarden: Digitalisierung würde Kassen deutlich entlasten

Intensive care unit at the Centre Cardiologique du Nord private hospital in Saint-Denis near Paris
Mit nur sieben Maßnahmen gäbe es ein Sparpotenzial von 2,4 Milliarden, zeigt eine Studie von McKinsey

Österreichs Gesundheits- und Vorsorgekosten machten 2019 rund 35 Milliarden Euro aus – ein neuer Rekordwert. Die Gesundheitskosten steigen seit 2004 jährlich um knapp vier Prozent, was auf unsere alternde Gesellschaft zurückzuführen ist.

Somit steigt aber auch der Druck auf die Gesundheitssysteme, effizienter zu werden. Die neuesten Vorschläge kommen von den Unternehmensberatern von McKinsey. Deren Lösungsansatz heißt: Digitalisierung des Gesundheitssystems auf allen Ebenen.

In einer Studie zeigen die McKinsey-Experten auf, dass bis zu 4,7 Milliarden Euro bereits 2019 eingespart werden hätten können, wenn das österreichische Gesundheitswesen zuvor schon alle Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt hätte.

4,7 Milliarden Euro - das entspricht rund 14 Prozent der gesamten Gesundheitskosten.

Die Vorschläge im Detail:

Alles online: Empfohlen wird etwa ein Schwerpunkt zur Telemedizin-Beratung. Dabei geht es um Online-Werkzeuge, mit denen Ärzte und Patienten vor allem bei unkomplizierten Anfragen oder Nachuntersuchungen Zeit und Wege sparen. Angedacht ist weiters eine echte „Fernüberwachung chronisch kranker Patienten“, also dass etwa die wesentlichen klinischen Parameter von Patienten an Fachpersonal in Echtzeit übertragen wird. Vorgeschlagen wird auch ein Telefonservice zur Klärung, ob der Besuch der Notaufnahme oder eine ärztliche Beratung notwendig ist.

Alleine diese drei Vorschläge hätten ein Sparpotenzial von 1,5 Milliarden Euro.

Einheitliche eGesundheitsdaten

Mit einer einheitlichen elektronischen Patientenakte, digitalen Arzneimittelrezepten, einheitlicher Software in den Spitälern und virtuellen Arztassistenten gehen die Unternehmensberater von einem Sparpotenzial von 900 Millionen Euro aus.

Arbeitsabläufe und Automatisierung

Gemeint ist damit zum Beispiel ein „uneingeschränkter Zugang zu Patienteninformationen für Pflegepersonal, das zu den Patienten nach Hause kommt, oder eine „barcodebasierte Verabreichung von Medikamenten“. Oder aber die Durchführung einfacher Aufgaben (z. B. Probenbehandlung) durch „robotische Systeme“. Errechnetes Sparpotenzial von 700 Millionen Euro.

Transparente Ergebnisse

Vorgeschlagen werden hier unter anderem Dashboards, die einen internen Überblick über getätigte Leistungen geben sollen oder Hilfe durch künstliche Intelligenz, die anhand von Vergleichswerten Behandlungsempfehlungen geben. Auch hier sehen die Optimierungsexperten ein Sparpotenzial von 700 Millionen Euro.

Patienten-Selbstmanagement

Gemeint sind damit unter anderem Tools und Apps für Diabetiker, die kontrollieren und an Medikamenteneinnahme erinnern. Aber auch Chatbots, wo Patienten Symptome eingeben (wie bei „Dr. Google“) um einfache Fragen zu beantworten, oder für Ersteinschätzungen. Sparpotenzial : 700 Millionen Euro.

Selbstbedienung

Zuletzt noch der Vorschlag für eTerminvereinbarung von Haus- und Facharztterminen und vieles mehr, mit einem Sparpotenzial von 200 Millionen Euro.

Wesentlich ist, sagt McKinsey-Experte Stefan Biesdorf, dass diese Umstellung nur klappen kann, wenn die Digitalisierung sowohl für Ärzte als auch für Patienten einen erkennbaren Mehrwert hat und besonders Anwender-freundlich programmiert ist. Biesdorf spricht hier von einer nötigen „Amazon-Erfahrung“, da der Onlinegigant eine besonders einfache und anwenderfreundliche Webseite hat.

Die (einmaligen) Kosten für die notwendige Digitalisierung sind in der Studie übrigens nicht eingerechnet.

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