Zerstörte Krimbrücke: Putin ordnet schärfere Bewachung durch Geheimdienst an
Der Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, hatte am Samstag nach dem Anschlag auf die Krimbrücke versucht, Verwirrung zu stiften. Er stellte den Anschlag als Konkurrenzkampf zwischen russischer Armee und Geheimdienst FSB dar. Der FSB versuche die Armeespitze auszuwechseln und sei nun plötzlich selbst angeschlagen, weil er den Angriff auf die Brücke verschlafen habe. „Ist es nicht offensichtlich, wer die Explosion verursacht hat?“, übte sich Podoljak in Verschwörungstheorien.
Dabei war der FSB gar nicht zuständig für die Bewachung der Brücke. Diese Aufgabe teilten sich das Verteidigungsministerium, die Nationalgarde und das Verkehrsministerium. Die erste Maßnahmen des russichen Präsidenten nach der Explosion am Samstag war, dem Geheimdienst FSB den Schutz der Brücke und überhaupt der Infrastruktur zwischen Russland und der illegal annektierten Halbinsel Krim zu übertragen.
Vollmachten für Geheimdienst FSB
Putin wies den Geheimdienst per Dekret an, die Kontrolle über die beschädigte Krim-Brücke zu verschärfen. „Dem FSB werden die Vollmachten übertragen zur Organisation und Koordination von Schutzmaßnahmen für den Transportweg über die Meerenge von Kertsch, für die Strombrücke der Russischen Föderation auf die Halbinsel Krim und die Gaspipeline vom Gebiet Krasnodar zur Krim“, heißt es in dem Dekret.
Öffentlich äußern wollte sich der russische Präsident zu dem Anschlag auf die Krimbrücke nicht. Putin wird nach offiziellen Angaben auch in den nächsten Tagen nicht zu den Russen sprechen. Ein solcher Auftritt sei nicht geplant, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag. Politische Beobachter hatten eine Ansprache des Präsidenten angesichts der schweren Schäden an der Brücke für wahrscheinlich gehalten. Moskau hatte Kiew in der Vergangenheit mit schweren Konsequenzen bei einem versuchten Angriff auf das Objekt gedroht.
Die Ukraine bekennt sich bisher nicht zu dem Anschlag, wenngleich sie Putin höhnt. Russische Experten sind vor Ort und untersuchen den Explosionshergang. Bisheriger Ermittlungsstand: Ein LKW, der vor Auffahrt auf die Brücke zwar von einem russischen Kontrollor aufgehalten, aber dann durchgewunken wurde, enthielt eine Sprengladung, die in dem Moment explodierte, als sich der LKW neben einem mit Diesel beladenen Güterzug befand.
Ernennung eines neuen Oberbefehlshabers
Die russischen Truppen in der Ukraine haben derweil nach zahlreichen Niederlagen bei ihrem Angriffskrieg einen neuen Kommandeur. Der 55 Jahre alte Armeegeneral Sergej Surowikin ist von Verteidigungsminister Sergej Schoigu eingesetzt worden, um die „militärische Spezialoperation“ zu führen, teilte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Samstag in Moskau mit. Schoigu kommt damit nach Meinung von Kommentatoren seinen Kritikern entgegen, die angesichts von Niederlagen eine Neuaufstellung der Truppen in der Ukraine gefordert hatten.
Zivilisten sollen nach Russland
Gleichzeitig bereiten die russischen Besatzer unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven in dem von Moskau annektierten südukrainischen Gebiet Cherson die Evakuierung von Zehntausenden Zivilisten vor. Unter anderem seien die russischen Regionen Krasnodar und Stawropol zur Aufnahme von Kindern und Erwachsenen bereit, schrieb der Besatzungschef von Cherson, Wladimir Saldo, am Samstag in seinem Telegram-Kanal.
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