Und das könnte so gehen: Ein norwegisches Konsortium ist an die Regierungsspitze und auch an die OMV mit einem Angebot herangetreten und will mit mindestens 51 Prozent in die Öl- und Gassparte einsteigen. Im Gegenzug sichert man Österreich Bezugsrechte für bis zu 75 Terawattstunden (TWh) norwegischen Erdgases pro Jahr zu, Österreich benötigt derzeit etwa 90 TWh. Damit wäre die Abhängigkeit von Putin beendet, weil die restlichen Mengen über andere Anbieter problemlos bezogen werden könnten – und auch der nächste Winter (und die folgenden) wäre gerettet.
Dennoch gibt es zwei Hindernisse: Zum einen wurde der OMV-Spitze rund um Generaldirektor Alfred Stern erst im Frühjahr dieses Jahres ein Strategiewechsel genehmigt. Die OMV will künftig verstärkt in die Kunststoffsparte investieren und sich weniger auf Öl und Gas konzentrieren. Viele fragen sich jedoch, ob diese Geschäftsfelder eine Entweder/Oder-Frage sein müssen. Eine Spaltung der OMV in zwei Unternehmen oder eine Austöchterung der Energiesparte wäre eine Lösung.
Damit sind wir schon beim zweiten Problem: Die Republik ist nur zu 31,5 Prozent an der OMV beteiligt. 24,9 Prozent sind im Eigentum des Mubadala-Konzerns in Abu Dhabi. Die beiden sind über einen Syndikatsvertrag miteinander verbunden, stimmen sich also gegenseitig ab und nicht gegeneinander. Kenner der Materie glauben: Mubadala wäre bereit, sich aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückzuziehen. Dann könnte die Republik ihren Anteil auf 49 Prozent aufstocken, die Norweger wären mit 51 Prozent Mehrheitseigentümer, was deren Bedingung wäre. In der Kunststoff-Sparte würde Mubadala im Gegenzug aufstocken.
"Die Versorgungssicherheit ist für uns derzeit eines der wichtigsten Themen", wird dem KURIER sowohl bei Finanzminister Brunner als Eigentümervertreter als auch beim neuen ÖBAG-Präsidenten Günther Ofner versichert. Daher drängt man die OMV nun, die eben erst beschlossene Strategie zu revidieren – und zwar noch in diesem Jahr. Denn die Zuteilungen für norwegisches Gas müssen schon Ende des Jahres erfolgen.
Dass nicht alle in der OMV Freude damit haben, ist bekannt. Denn für den Strategiewechsel zur Petrochemie gab es gute wirtschaftliche Gründe, aber eben vor Kriegsbeginn. Und dass man einen derartigen Megadeal nicht in wenigen Wochen über die Bühne bringen kann, ist auch klar. Aber: Im Kriegszustand sind schnelles Handeln und entschlossene Eigentümer gefragt, auch wenn es die Politik vermeiden will, sich nach dem Fall Thomas Schmid in die Geschäfte der Staatsunternehmen einzumischen. Wie man hört, könnten Flugtickets der Regierungsspitze nach Abu Dhabi in den nächsten Wochen aber schon gebucht sein.
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