Worauf der ukrainische Angriff im Osten abzielt

Worauf der ukrainische Angriff im Osten abzielt
Ein weiterer Vorteil für die ukrainischen Truppen ist die mittlerweile offiziell bestätigte Lieferung von US-Excalibur-Granaten.

Die ukrainischen Truppen sind bei ihrer Gegenoffensive im Osten des Landes tief in den Rücken der russischen Besatzungstruppen vorgedrungen, konnte unter anderem die Kleinstadt Balaklija im Gebiet um Charkiw zurückerobern. Um die 700 Quadratkilometer dürften die ukrainischen Streitkräfte in den vergangenen Tagen befreit haben. Nicht verifizierte Internetvideos zeigten Passanten, die den ukrainischen Soldaten zuwinkten oder sie unter Tränen umarmten.

Angesichts von Geotags sowie russischen Meldungen, die sich mit den ukrainischen Decken, ist das als realistisch einzustufen. Allerdings halten russische Truppen nach früheren Angaben etwa 125.000 Quadratkilometer in der Ukraine besetzt. Das ist ein Fünftel des Staatsgebietes einschließlich der Halbinsel Krim.

Die russische Militärführung wurde vom Angriff überrascht, deren Streitkräfte sind zu weit verteilt, konzentrierten sich vor allem auf die Front im Donbass oder wurden in den Raum Cherson abgezogen. Für eine Sicherung der Nachschubwege waren vor allem Spezialeinheiten der russischen Nationalgarde abgestellt – diese verfügen über unzureichende Mittel in puncto Panzerabwehr und mussten sich zurückziehen.

Das ist für den Kreml insofern ein Problem als dass sich nur wenige Kilometer östlich der neuen Front eine wichtige Versorgungslinie für die Front im Donbass befindet. Die Stadt Kupjansk, derzeit zwölf Kilometer von der Front entfernt, dürfte das nächste Ziel der ukrainischen Streitkräfte sein. Im Gegensatz zu früheren Operationen seit 2014 scheint es derzeit, als würde der Flankenschutz gut funktionieren, was eine Einkesselung durch russische Truppen erschwert. Dennoch setzen die russischen Streitkräfte derzeit alles in Bewegung, um Reserven nördlich und südlich des ukrainischen Vorstoßes heranzuführen. In den kommenden Stunden und Tagen wird sich weisen, wie erfolgreich der Angriff ist.

Sollte es den ukrainischen Truppen möglich sein, Kupjansk zu nehmen, wäre die Stadt Izium im Süden das nächste logische Ziel. Dort befindet sich der größte Eisenbahnknotenpunkt, der für die russische Kriegsführung im Donbass extrem wichtig ist. Schon allein der Nachschub an Artilleriemunition käme mit dem Verlust Iziums in massive Schwierigkeiten.

Ein weiterer Vorteil für die ukrainischen Truppen ist die mittlerweile offiziell bestätigte Lieferung von US-Excalibur-Granaten: Die Excalibur ist eine satellitengesteuerte Waffe, die ihr Ziel bis auf zwei Meter genau treffen kann. Sie wurde erstmals 2007 im Irak eingesetzt, als der Al-Qaida-Führer Abu Jurah und seine Verbündeten getötet wurden.

Das US-Verteidigungsministerium wird 92 Millionen Dollar an vom Kongress genehmigten zusätzlichen Mitteln für die Beschaffung von Ersatzmunition des Typs M982 Excalibur ausgeben, die zur Unterstützung der internationalen Bemühungen zur Bekämpfung der russischen Aggression in die Ukraine geliefert wurde", heißt es in einem Haushaltsdokument vom letzten Monat, das zuvor nicht veröffentlicht wurde.

Das in 155-mm-Haubitzen verwendete Geschoss wurde von Raytheon Missiles and Defense und BAE Systems Bofor mitentwickelt. Das präzisionsgelenkte Excalibur mit einer Reichweite von 40,5 Kilometern ermöglicht es den Befehlshabern auf dem Schlachtfeld, Ziele noch genauer anzuvisieren.

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