Gehen die Lieferungen so weiter wie bisher, könnten die Lager des US-Militärs mit Ende des Jahres leer sein. Und die Nachschubproduktion braucht ihre Zeit: 634 Millionen US-Dollar hat die US-Regierung der Firma Raytheon – Produzent der Stinger-Raketen – angeboten, doch es könnte bis zu einem Jahr dauern, ehe Raytheon mit der Produktion beginnen kann. Pandemiebedingte Lieferschwierigkeiten und Fachkräftemangel setzen auch die US-Verteidigungsindustrie unter Druck.
Ein Pentagon-Bericht aus dem Jahr 2020 zeige auf, dass sich das US-Militär in einer alarmierend hohen Anzahl an Fällen auf einzelne, „meist fragile“ Zulieferer verlasse, schreibt Bloomberg.
Die US-Versorgungsprobleme stellen ein massives Risiko für andere Krisen dar – etwa, wenn China Taiwan angreifen würde.
Bereits jetzt herrscht in Taiwan laut Asiatimes Unsicherheit bezüglich US-Waffenlieferungen: Jene Haubitzen, die derzeit an die Ukraine geliefert würden, seien für Taipeh nicht verfügbar, heißt es. Und auch die Stingers – Boden-Luft-Raketen, die für die Verteidigung einer Insel essenziell sind – könnten Mangelware werden.
In Washington haben Kongress und Präsident kürzlich zusätzliche 40 Milliarden Dollar freigegeben, um die Produktion weiter anzukurbeln, doch die Unsicherheit bleibt. Indes nimmt der Abnutzungskrieg in der Ukraine zu. Sogenannte Artillerieduelle finden täglich statt, und auf diesem Gebiet haben die Russen eine massive Überlegenheit, während die Ukraine in arge Bedrängnis gerät. Es mangelt an Munition und schwerem Gerät, das nur mit äußersten Schwierigkeiten an die Front gelangt – die russische Artillerie bombardiert die Nachschubwege regelmäßig.
Russische Truppen versuchen unterdessen weiter, die strategisch wichtige Stadt Lyssytschansk einzukesseln.
Bei Kämpfen im Süden von Lyssytschansk haben ukrainische Truppen laut Kreml deutliche Verluste erlitten. Von den 350 Mann einer Gebirgsjägerbrigade seien lediglich noch 30 Soldaten am Leben geblieben, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Fällt Lyssytschansk, steht bald der gesamte Oblast Luhansk unter russischer Kontrolle – der nächste Schritt dürfte ein Angriff auf die Stadt Kramatorsk sein.
Kommentare