Russische Munitionsdepots bei Cherson zerstört

Ukrainischer Panzer
Umkämpft bleibt indes das ebenfalls im Süden der Ukraine gelegene Atomkraftwerk Saporischschja.

Tag 195 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine:

Die Ukraine treibt nach eigenen Angaben ihre Offensive im Süden und Osten des Landes voran. In dem Ort Wyssokopillja in der südukrainischen Provinz Cherson hissten ukrainische Truppen die blau-gelbe Flagge des Landes, wie auf einem online veröffentlichten Foto zu sehen war.

Die Ukraine hole sich Schritt für Schritt ihre Gebiete zurück, sagte Präsident Wolodymyr Selenskij in einem Interview mit ABC News. "Es ist nur eine Frage der Zeit." In der Region Cherson seien vier russische Munitionsdepots zerstört worden, teilte das Südkommando der ukrainischen Streitkräfte mit. Auch würden Brücken über den Dnjepr unter Beschuss genommen.

Die Angaben zum Kampfgeschehen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Umkämpftes Atomkraftwerk Saporischschja

Weiter umkämpft ist auch das ebenfalls im Süden der Ukraine gelegene Atomkraftwerk Saporischschja. Es steht unter russischer Kontrolle, wird aber weiter von ukrainischen Technikern betrieben.

Für Dienstag kündigten die Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) einen Bericht über die
Lage in der Ukraine und dem AKW an. Ein Expertenteam der IAEA hatte das Kraftwerk in den vergangenen Tage inspizieren können. Vier Experten hatten die Anlage am Montag wieder verlassen, zwei weitere blieben vor Ort.

Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, das Gelände zu beschießen. Das AKW wurde am Montag erneut vom Netz genommen, um ein durch Beschuss verursachtes Feuer zu löschen, wie der Betreiber
Energoatom mitteilte.

Selenskij erklärte, bereits zum zweiten Mal sei man nur knapp einer atomaren Katastrophe entkommen. "Der
Beschuss des Geländes zeigt, dass dem Terrorstaat egal ist, was die IAEA mitteilen wird, er kümmert sich nicht darum, was die internationale Gemeinschaft beschließen wird", sagt der ukrainische Präsident in seiner abendlichen Ansprache.

Kein Gas über Nord Stream 1

Derzeit kommt über die Pipeline Nord Stream 1 kein Gas von Russland nach Europa. Die Lieferungen
würden erst wieder aufgenommen, wenn Siemens Energy die fehlerhafte Anlage repariert habe, erklärte der russische Betreiber Gazprom.

"Sie sollten Siemens fragen, sie müssen zuerst die Anlage reparieren“, sagt der Vize-Chef des russischen Staatskonzerns, Witali Markelow. Siemens Energy erklärte, die Darstellung sei aufgrund der zur Verfügung
gestellten Informationen nicht nachvollziehbar.

Habeck rechnet nicht mit Wiederaufnahme der Gaslieferungen

Die deutsche Bundesregierung hält die technischen Probleme mit der Pipeline jedenfalls für vorgeschoben. Sie wirft Moskau vor, die Gaslieferungen aus politischen Gründen zu verweigern. Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck stellt sich bereits darauf ein, dass Russland über Nord Stream 1 kein Gas mehr nach Europa liefern wird. "Es kommt noch ein bisschen Gas über die Ukraine-Pipeline, aber dass Nord Stream 1 wieder aufgemacht wird, gehört nicht zu den Szenarien, von denen ich ausgehe", sagte der Grünen-Politiker am Montagabend im ZDF-heute journal.

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