Wer Donald Trump trotz des juristischen Tsunamis vorzeitig abschreibt, begeht nach Ansicht von politischen Analysten in Washington einen „schweren Fehler“. Im Gegenteil: Der 77-jährige Ex-Präsident hat nach weitverbreiteter Meinung solide Chancen, 2025 erneut ins Weiße Haus einzuziehen. Vier Gründe, die dafür sprechen:
1. Kandidatur fast sicher
Trump ist die republikanische Präsidentschaftskandidatur, die im nächsten Sommer offiziell wird, aus heutiger Sicht kaum mehr zu nehmen. Sein Vorsprung vor Konkurrenten wie Florida-Gouverneur Ron DeSantis ist mit 30 Prozentpunkten historisch – und das konstant. Seine Wähler-Basis ist wie in Stein gemeißelt stabil. Einmal offiziell Kandidat, könnte sich Trump in einem nahezu paritätisch gespaltenen Land bereits heute circa 45 Prozent der Stimmen bei der „popular vote“ am 5. November 2024 und etwa 200 Wahlmännern/-frauen sicher sein. 270 bräuchte er zum Sieg.
Ein Trump-Sieg wäre rein zahlenmäßig keine wirkliche Überraschung. 2020 hatte Joe Biden zwar historisch einmalige 81 Millionen Stimmen. Aber den Ausschlag gaben am Ende nur rund 45. 000 Stimmen in den drei Schlüssel-Bundesstaaten Arizona, Georgia und Wisconsin. Im Moment liegen Biden und Trump in nationalen Umfragen ungefähr gleichauf.
3. Prozess-Risiko:
Obwohl über die Hälfte der Amerikaner überzeugt ist, dass Trump mit seinen nachträglichen Versuchen der Wahlmanipulation 2020 schwere Verbrechen begangen hat, sind seine Popularitätswerte seit Amtsabgang 2021 nicht abgestürzt. Im Falle einer Verurteilung, sagen Meinungsforscher, würden die Karten neu gemischt. „Leute könnten sich abwenden.“ Sollte einige der (zivile Verfahren mitgerechnet) sieben anstehenden Prozesse vor November 2024 aber gekippt oder vertagt werden oder durch das „Nein“ einzelner Geschworener sogar für Trump mit Freispruch positiv ausgehen, könnte das enorme Wählermobilisierung auslösen.
Trump würde sich hinstellen und erklären: Der „tiefe Staat“ wollte mich verhindern. Sein früherer Nationaler Sicherheitsberater John Bolton sagt: „Dann wird Trump definitiv wieder Präsident.“
Der amtierende Präsident dringt mit seinen gesetzgeberischen Errungenschaften und vergleichsweise guten Post-Corona-Wirtschaftsdaten nicht durch. Sein Alterungsprozess löst Unbehagen und Zweifel bei vieln Wählern aus.
In jüngsten Umfragen waren nur 39 Prozent der Amerikaner mit seiner Leistungsbilanz zufrieden. Vor allem das unverändert große Flüchtlingsproblem an der Grenze zu Mexiko wird Biden zur Last gelegt. Verschlechtert sich die ökonomische Lage bis zum Wahltag, könnten Bidens Werte noch weiter sinken und vor allem parteiunabhängige Wähler abwandern oder gar nicht wählen.
Potenzieller Sprengstoff liegt auch in den anhaltenden Justiz-Untersuchungen gegen Bidens Sohn Hunter. Sollten sich gerichtsfeste Belege finden, dass der Präsident finanziell von den teils anrüchigen Geschäften seines Zöglings profitiert hat, „hätte Trump einen sehr wirksamen Punkt vor der Wählerschaft“, befürchtet ein demokratischer Wahlkampf-Manager.
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