Wieso Briten pro Einkauf nur maximal drei Gurken nehmen dürfen

Leere Gemüseregale in britischen Supermärkten
Britische Supermärkte schränken den Verkauf von Ost und Gemüse ein: Brexit ist dafür nur ein Grund von vielen

Von Georg Szalai, London

„5 a day“, also „5 am Tag“. So lautet der in ganz Großbritannien bekannte Merkspruch einer Gesundheitskampagne, die zum täglichen Verzehr mehrerer Portionen Obst und Gemüse anhält. Leichter gesagt als getan, finden aber so manche Briten dieser Tage. Denn in vielen Supermärkten im Land sind gerade die Regale mit Frischgemüse derzeit leer oder ein trauriger Anblick.Unter anderem sind Tomaten, Gurken, Salate und Paprika Mangelware. Supermarkt-Ketten haben begonnen, den Verkauf zu rationieren. Unter anderem müssen sich Kunden bei Tesco und Aldi etwa mit drei Gurken begnügen und Tomaten- und Paprika-Limits akzeptieren.

Therese Coffey, die Landwirtschaftsministerin der konservativen Regierung von Rishi Sunak, versprach, dass die Engpässe in zwei bis vier Wochen überwunden sein würden.

Aber ihre Hoffnung auf schnelle Abhilfe wurde noch schneller enttäuscht. Britische Gemüse- und Obstproduzenten mahnten zum Ende der Woche nämlich zu mehr Geduld. „Tomaten, Paprika und Auberginen werden erst im Mai in großen Mengen erhältlich sein“, warnte ein Erzeugerverband.

Versorgungskrise

Die Gründe für die Versorgungskrise sind vielfältig. Großbritannien importiert frische Lebensmittel großteils; von Dezember bis März führt es rund 95 Prozent der Tomaten ein. Experten weisen vor allem auf Extremwetter in Spanien und Nordafrika hin, das Teile der Ernte zerstört habe.

Russlands Krieg gegen die Ukraine und hohe Inflation haben außerdem Transportkosten erhöht, also liefern Produzenten nun lieber in näher gelegene Märkte als auf die Insel.

Personalmangel

Dort nutzen Landwirte wegen der hohen Energiepreise weniger Gewächshäuser. Zusätzlich hat der Brexit für Personalmangel, etwa bei Erntehelfern, gesorgt, der durch die Covid-Pandemie noch verschärft wurde. Britische Landwirte schwitzen zudem unter dem Klimawandel.

Einer Hitzewelle im Sommer folgte langer Frost zum Jahresende. „Wir sind das fünftreichste Land der Welt, und ich kann im Supermarkt nicht einmal 3 meiner 5 am Tag kaufen!“ beschwerte sich Amanda auf Twitter. Keith nahm es dort mit Humor: „5 am Tag ist nicht nur gut für die Ernährung, sondern bedeutet auch körperliche Ertüchtigung, wenn man im Supermarkt darum kämpfen muss“.

Landwirtschaftsministerin Coffey empfiehlt indes: „Wenn wir zu einer saisonalen Ernährungsweise übergingen, könnten viele dieser Probleme vermieden werden. Viele Leute würden dann derzeit Rüben essen, anstatt über Salat, Tomaten und Ähnliches nachzudenken“.

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