Kehrt Boris Johnson wie einst Churchill zurück in die Downing Street?

Kehrt Boris Johnson wie einst Churchill zurück in die Downing Street?
Seine Fans glauben an ein Comeback von Ex-Premier Boris Johnson – auch weil die Tories schwächeln

„Boris zurück an der Front“, titelte der Daily Express am Montag mit einem Foto von Boris Johnson und Wolodimir Selenskij in Kiew. Obwohl er nach diversen Skandalen, von Filz bis hin zur „Partygate“-Affäre um Feiern im Lockdown, das Handtuch werfen musste, stiehlt er mit Comeback-Gerüchten Rishi Sunak immer wieder das Rampenlicht.

Kehrt Boris Johnson wie einst Churchill zurück in die Downing Street?

Boris Johnson bei Wolodimir Selenskij

Sunak, der seit drei Monaten das Land regiert, distanzierte sich vom Polit- und Finanz-Chaos unter den Vorgängern Liz Truss und Johnson, beruhigte die Märkte und legt den Fokus auf politische Arbeit. Aber seine Bilanz nach fast 100 Tagen ist voller Holpern und Stolpern. Denn die Affären in seiner konservativen Tory-Partei reißen nicht ab. Nach Mobbingvorwürfen gegen Minister sorgt nun Generalsekretär Nadhim Zahawi mit einer Steueraffäre für Aufregung. Mandatar Johnson lässt Filz-Kritiker aufhorchen, weil ein entfernt verwandter Unternehmer für einen Kredit bürgte. Zuletzt sorgte Sunak selbst mit einer Polizeistrafe für Automitfahren ohne Gurt für Aufsehen.

Kehrt Boris Johnson wie einst Churchill zurück in die Downing Street?

Sunak und sein Vorvorgänger Johnson (li.)

„Er hat bisher kaum verändert, wie Wähler die regierenden Tories sehen“, erklärt Professor Tim Bale, Politologe an der Queen Mary Universität London, dem KURIER. Sie liegen in Umfragen weiterhin oft 20 Prozentpunkte hinter der oppositionellen Labour Partei.

Der hemdsärmelige Liebling der Parteibasis Johnson und seine Fans wittern hier eine Chance. Schon vor Lokalwahlen im Mai, bei denen den Tories eine Schlappe droht, pushen ihn seine Cheerleader als Retter. Ex-Kulturministerin Nadine Dorries prophezeit, er werde, wie sein Vorbild Winston Churchill, in die Downing Street zurückkehren, noch vor Parlamentswahlen, die wohl 2024 anstehen. „Ihm unterlaufen Fehler und Fauxpas, wie allen im Land“, meint sie. „Deshalb mögen die Leute ihn“.

Allerdings gibt es auch klare Hindernisse. So soll ein Ausschuss klären, ob er beim Thema Partygate das Parlament belogen hat, was Johnsons Karriere auf Eis legen könnte. Laut Ipsos-Institut haben 51 Prozent eine schlechte Meinung von ihm. „Ein Comeback scheint derzeit eher in weiter Ferne“, meint Bale.

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