Junge Menschen wollen oft nicht mehr das, was ihnen ihre Eltern vorgelebt haben. Die Jüngeren sind anspruchsvoller geworden, treten selbstbewusster auf dem Arbeitsmarkt auf. Das kann bei älteren, berufserfahreren Menschen zu Unverständnis führen. Aber man sollte hinhören: Worum geht es? Es dreht sich um die Frage der Prioritäten im Leben, um einen Wertewandel, um Familie, um Gesundheit.
Und die älteren Arbeitnehmer wollen das nicht?
Auch hier ist der Wunsch nach weniger Arbeitszeit größer geworden. Aber die Älteren sind mit diesen Mustern aufgewachsen: Man muss viel leisten, besonders viel arbeiten, damit man viel wert ist. Aber das muss man nicht nur wollen, das muss man auch können. Vielen älteren Arbeitnehmern gehen die Ressourcen aus. Das zeigen die steigenden Burn-out-Raten.
Wird es also in Zukunft mehr Teilzeitjobs geben?
Immer mehr Unternehmen bieten schon jetzt Modelle an, wo nur noch an vier Tagen die Woche gearbeitet wird. Denn Unternehmen sehen auch: Nur viel Zeit in der Arbeit zu verbringen, heißt nicht unbedingt, immer produktiv zu sein.
Vier Tage mit gleicher Wochenarbeitszeit, also längeren Arbeitstagen oder vier Tage mit 32 Stunden und gleichbleibendem Lohn?
Das wird in einer Reihe österreichischer Unternehmen derzeit sehr intensiv diskutiert. Es gibt zunehmend ein Umdenken, einen Paradigmenwechsel. Es wird immer schwieriger, Arbeitnehmer zu finden. Deswegen steigt der Druck, mit neuen Arbeitszeitmodellen attraktiv zu bleiben.
Voller Lohn bei weniger Arbeitszeit – was sagt da die Arbeitgeberseite dazu?Immer mehr Vorreiterunternehmen sind genauso profitorientiert – und die sehen das nicht im Widerspruch zu neuen Arbeitszeitmodellen. Man kann auch mit weniger Arbeit genauso viel leisten und genauso produktiv sein. Man muss sich wegbewegen von der Annahme, dass weniger leistet, wer weniger Stunden arbeitet. Es gibt einige österreichische Unternehmen, die Erfolge mit dem 4-Tage-Modell erzielen.
Kommt mit dem Ende der Pandemie auch wieder das Endes des Homeoffices?
Die flexiblen Modelle, also die Kombination von Büro und Homeoffice, werden bleiben. Die meisten Arbeitgeber haben verstanden, dass diese Angebote für Mitarbeiter attraktiv sind und man sie auch individuell behandeln kann.
Wie soll man sein, was mus man können, um in 10 Jahren einen guten Job zu haben?
Technische Fähigkeiten, eine gute Ausbildung sind sicher wichtig. Aber wir brauchen auch mehr soziale Kompetenzen: Wie kann ich mit dieser ständigen Transformation besser umgehen, mich selbst organisieren, wie mich auf neue Jobs einstellen? Es geht um analytisches Denken, Reflexion, Teamarbeit.
Wie sollen ältere Arbeitnehmer mit dem digitalen Wandel zurande kommen?
Die Transformation zu schaffen, ist keine Altersfrage, sondern eine Frage der Einstellung. Viele ältere Arbeitnehmer begeistern sich für die neuesten technologischen Entwicklungen. Andere haben Angst vor der Veränderung, der Beschleunigung. Da kann man nicht alles auf den Arbeitnehmern abwälzen. Es ist die Aufgabe der Arbeitgeber, die Erfahrung, das große Potenzial der älteren Arbeitnehmer zu nutzen, auf sie zuzugehen und deren Wissen der nachfolgenden Generation zur Verfügung zu stellen. Das voneinander Lernen ist extrem wichtig.
Ihr Blick nach vorne: Wie sieht Arbeit in zehn Jahren aus?
Ich möchte eine Utopie schaffen: Ich glaube, dass sich die Arbeitswelt zum Besseren wandelt. Die Arbeitgeber sind dringend auf der Suche nach Personal und so bereit wie noch nie, etwas zu verändern. Deswegen glaube ich, dass die Jobs der Zukunft attraktiver sein werden. Dass die Menschen mehr Zeit für Familie und Interessen haben, um so zu arbeiten, wie sie das wollen.
Kommentare