Wochenlang sahen die USA dem Treiben der Houthis mit erstaunlicher Zurückhaltung zu, bis ihnen Mitte Jänner doch der Geduldsfaden riss. Den freien Seehandel blockieren? Geht gar nicht! Da ist die Rote Linie überschritten.
Seither schlägt die amerikanische Marine wuchtig zurück. Hunderte Angriffe auf Ziele im Jemen wurden durchgeführt, unterstützt von den Alliierten Großbritannien, Kanada, den Niederlanden und Bahrain. Damit sind die Vereinigten Staaten endgültig wieder zurück in einer Rolle, die sie eigentlich nicht mehr spielen wollten - der des Weltpolizisten.
Heißt so viel wie: Einer muss für Ordnung sorgen, wenn es schon die UNO nicht hinkriegt. Und wer, wenn nicht die USA kriegen die lästigen Houthis wieder so klein, dass sie den Schiffsverkehr nicht mehr stören?
Und was genau macht China?
Erstaunlicherweise rührt die Handelsgroßmacht China keinen Finger. Zwar werden chinesische Schiffe von der lästigen Rebellenarmee im Jemen nicht attackiert. Doch die Waren, die nun höchst umständlich rund um Südafrika herum geschifft werden müssen, werden durch die verlängerten Transportwege teurer. Dass Peking das freut, darf bezweifelt werden.
Aber ein Militärschlag gegen einen lästigen Gegner? Sich in heikle militärische Abenteuer verwickeln? Nicht der Stil der chinesischen Führung. Das überlässt man dann doch lieber den Amerikanern...
Das Ende des amerikanischen Weltpolizisten-Daseins hat Ex-US-Präsident Obama eingeläutet. Der beorderte die amerikanischen Soldaten aus dem Irak zurück, Donald Trump wollte am liebsten gar keine "boys" mehr da draußen haben und erklärte auch gleich die NATO für "obsolet", und Joe Biden beorderte das US-Militär aus Afghanistan heim.
Aus den Kriegen der vergangenen Jahre haben sie die Lehre gezogen: Die USA wollen in keine Kriege mehr verwickelt werden, sie wollen auch keine "Leuchttürme der Freiheit" (wie sie einst Ex-Präsident George W. Bush versprochen hatte) mehr errichten.
Den Weltpolizisten sollen in Zukunft andere spielen. Zu teuer, zu verlustreich und Wählerstimmen bringen die Interventionen schon gar keine.
Amerikanische Interessen
Mehrere hundert Auslandseinsätze bis hin zu jahrelangen Kriegen hat die schlagkräftigste Armee der Welt seit 1945 hinter sich. Was als "Erhalt der internationalen Ordnung" propagiert wurde, diente naturgemäß vor allem amerikanischen Interessen. Meist galt es dem Ziel, die UdSSR fernzuhalten oder dem Zugang zu Erdöl oder dem Kampf gegen Terroristen.
1,2 Millionen Soldaten hatten die USA 1967, auf dem Höhepunkt ihres Weltpolizistendaseins, im Ausland im Einsatz.
Weniger als 200.000 sind es heute. Und noch viel weniger werden es werden, sollte der nächste US-Präsident wieder Donald Trump heißen. Der hat schließlich schon versprochen, den "Ukraine-Krieg" binnen eines Tages zu beenden. Und auch für Taiwan, so lassen es zumindest seine bisherigen Wortspenden dazu erwarten, würde er die US-Armee nicht in Bewegung setzen, selbst wenn sich China die Insel gewaltsam holen würde.
Würde dann also endgültig das amerikanische Biedermeier beginnen? Der Rückzug auf sich selbst - sollen die Kriege da draußen toben, aber die USA halten sich nobel zurück? Wird die 1947 verabschiedete Truman-Doktrin endgültig und für alle Zeiten eingemottet? Die besagte einst, den demokratischen Staaten im Kampf gegen den Kommunismus beizustehen - und rechtfertigte sämtliche US-Interventionen in innere Konflikte anderer Staaten.
Wieder im Dienst
Tatsächlich ist der Weltpolizist USA schon seit Längerem wieder im Dienst - nur nicht in Ausmaßen wie früher. Voller Einstieg in Kriege - das gibt's nicht mehr. Doch ihren Alliierten stehen die Vereinigten Staaten mit Waffen, Geld, Logistik und Geheiminformationen zur Seite.
Zu sehen in der Ukraine, die sich ohne die USA nicht ausreichend verteidigen könnte. Zu sehen in Nahost, wo die USA mit der Präsenz von Flugzeugträgern dem kriegsführenden Israel den potenziell gefährlichen Gegner Iran vom Leib hält. Zu sehen jetzt im Schlag gegen die Houthis im Jemen.
Und das wird sich vermutlich auch mit einem möglichen US-Präsidenten Trump nicht ändern. Wo amerikanische Interessen gefährdet sind, wird sich der Weltpolizist USA einmischen.
Wenn man es einmal auch von der anderen Seite andenken will: Wo sich Amerika um Konflikte nicht schert, weil es seine eigenen Interessen nicht berührt, wird die Lage oft auch erst recht verheerend. Beispiele dafür gibt es genug: Von Ruanda (Genozid) bis Darfur (Genozid) und auch die Balkankriege fanden erst ein Ende, als sich die USA einmischten. Die Frage ist also: Wer macht den Job, wenn nicht die USA?
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